Die unromantischen Umwege der Sonnenenergie. Von einem Narrenspiegel aus dem Jahr 1597 und den Neuheiten auf der IFA

Wissen Sie, was ein Schildbürgerstreich ist? Dann erzähle ich Ihnen einen. Einmal hatten die Schildbürger ein neues Rathaus gebaut. Leider hatte der Architekt die Fenster vergessen, und als die Bürger von Schilda in das Rathaus kamen, mussten sie jeder einen Kienspan (das war eine Art vorelektrischer Vorläufer der Energiesparbirne) mit sich tragen, um sich nicht die Köpfe aneinanderzustoßen. Und so überlegten sie, was denn zu machen sei. Und da die Schildbürger Narren waren, also richtige Superhirne, dachten sie: Wie trägt man Wasser in ein Haus? In Eimern und Töpfen. Wie also kriegt man Licht in das Rathaus? Indem man am Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht, das Licht einfängt und mithilfe von Schaufeln und Hacken in Säcke und Töpfe verpackt. Die trägt man dann ins Rathaus, wo das Licht wieder ausgeschüttet wird. Und leuchtet! Nachhaltig, umweltfreundlich. Erneuerbar.

Das war 1597 in dem Narrenspiegel von Friedrich von Schönberg. Heute wissen wir, das hätte fast klappen können, hätte es die Solarenergie schon gegeben. Und auf der IFA in Berlin wird ein so superintelligentes Gerät vorgestellt. Ein Schilda-Wäschetrockner. Diese Maschine, die eine antibakterielle Beschichtung hat, innen versteht sich, nicht gegen den Benutzer gerichtet, macht Folgendes: Auf das Dach prallt die helle Sonne, die wird von Solarzellen eingefangen, nach innen in einen Speicher transportiert und treibt dann den Wäschetrockner zu einer stromgünstigen Zeit auf Sparflamme an. Das ist wirklich von höchst raffinierter Intelligenz, von hinten mitten durch die Brust in das Herz der Energiekrise.

Meine Großmutter machte das mit der Sonne ein bisschen einfacher: Schien die Sonne, spannte sie eine Leine und hängte die Wäsche zum Trocknen um die Mittagszeit hin. Kein Umweg über Eimer und Fässer und Wärmespeicher. Trocknen direkt.

Es gibt, auch auf der IFA, inzwischen digitale Bildtelefone mit dreidimensionalen Bildern. Man ruft seine Freundin an, sie verwandelt sich auf dem Bildschirm in ein dreidimensionales Wesen, man fragt sie, ob man sie küssen darf - und wupp! hat sie ihren Schmatz weg! Die Glückliche!

Meine Großmutter musste dazu noch aus dem Haus gehen, an der Wäsche vorbei, ihr Freund kam, sie versteckten sich hinter dem Leintuch, das in der Sonne bleichte, und dort küssten sie sich ganz undigital. Er ging ihr an die Wäsche, dreidimensional, und sie wussten sofort, ob sie sich gut riechen konnten. Ohne antibakterielle Beschichtung.