Ein Seitensprung im Zoo und seine überraschenden Folgen, die selbst Alfred Brehm so nicht vorhersehen konnte

"Der Esel ist ein dummes Tier / Der Elefant kann nichts dafür", heißt es in Wilhelm Buschs naturwissenschaftlichem Alphabet, das er als Bildgeschichten-Parodie auf das Volksbuch "Brehms Tierleben" geschrieben hat. Brehm, wir erinnern uns, war der erste Zoodirektor bei Hagenbeck in Hamburg und der Gründer des Berliner "Aquariums".

Wir wissen, was ein Esel ist, und in "Brehms Tierleben" lobt der Zoologe: "Etwas Nutzbareres und Braveres von einer Kreatur als dieser Esel ist nicht denkbar." Andererseits heißt es: "Der zahme Esel ist durch die lange Misshandlung so heruntergekommen, dass er seinen Stammeltern fast gar nicht mehr gleicht. Er bleibt nicht bloß viel kleiner, sondern hat auch eine mattere, aschgraue Farbe und längere, schlaffere Ohren."

Was den Elefanten anbetrifft, so gibt es die folgende Frage: Was ist das? Es ist grau, unauffällig und stapft matt durch den Urwald? Antwort: Ein Irrelefant. Eine Kreuzung aus Elefant und irrelevant.

Was aber ist ein "Zebresel"? Er verdankt sein Leben keinem Sprachspiel, sondern einem echten Liebesspiel, dem Seitensprung eines Esels mit einer Zebrastute (Equus zebra) in einem Zoo auf Kuba. Ganz die Mutter sei der Zebresel, an den gestreiften Beinen und Ohren. Bei der Fellfarbe und Größe komme er dagegen nach dem Eselvater.

Dass sich Esel und Pferd seit der Antike kreuzen, wissen wir dank Brehm. Und von jedem Besuch in Mittelmeerländern. Maulesel (Asinus vulgaris Hinnus) haben ein Pferd zum Vater und eine Eselin zur Mutter. Umgekehrt ist es beim Maultier (Asinus vulgaris Mulus). Anders als im Zoo auf Kuba, wo das Zebraweibchen sich zum Eselmännchen hingezogen fühlt, weiß Brehm: "Pferde und Esel kreuzen sich nicht freiwillig, und es bedarf deshalb immer der menschlichen Beihilfe, mannigfaltiger Vorbereitung und besonderer Kunstgriffe." Laut Brehm paart sich der Esel leicht mit der Stute, nicht aber die Pferdin mit ihm, und auch der Pferdehengst mag die Eselin nicht freiwillig. Kompliziert.

Wünschen wir dem Zebresel nach seiner glücklichen, zufälligen und freiwilligen Zeugung ein langes Leben. Was aber, wenn sich dieser Zebresel einem Elefanten hingibt? Freiwillig und ohne menschliche Hilfe? Es entsteht ein "Zebreselfant" oder ein "Elezebresel", beide weder dumm noch faul, und schon gar nicht irrelefant. Durch einen römischen Schriftsteller ist überliefert, dass ein antikes Maultier in Athen das biblische Alter von 80 Jahren erreichte. "Ausgerechnet" in Athen!