Salzburg diskutiert: Trägt die Kanzlerin als Zeichen der Sparsamkeit ihre Robe zum vierten Mal?

Es muss einiges passieren, bevor ein Kleidungsstück Geschichte schreibt. Helmut Kohls Strickjacke zum Beispiel wärmt im Bonner Museum immer noch den Ruf des Vaters der Einheit auf. Der XXL-Kanzler trug das dunkle Gewebe im Juli 1990 auf dem historischen Foto am Baumstumpf vor der Jagdhütte im Kaukasus, neben sich Gorbatschow im Pullover, umringt von Ministern und Gehilfen, alle fröhlich vereint im Blick auf das neue Ost-West-Deutschland.

Damit verglichen kommt Kanzlerin Merkel in ihrer lila Robe mit deutlich mehr Glanz daher. Wäre da nicht der lästige Blick zurück in die Jahre. Denn ihr Seidenensemble, in dem sie an den vergangenen Tagen in der Mozartstadt Salzburg wieder drei Aufführungen verfolgt hat, ist inzwischen zum Ritual ihrer Festspielbesuche geworden. Dabei stöhnten schon im Sommer 2010 die Onliner der Tageszeitung "Österreich": "Sicher kommt sie nächstes Jahr wieder - hoffentlich in einem anderen Kleid ..."

Denn das hatte die deutsche Regierungschefin auch schon 2007 und 2008 getragen. Und traute sich 2011 wieder. "Passt scho?" Denkste! Die Internetgemeinde reagiert kratzbürstig.

Darf Deutschlands starke Frau drei- oder viermal als Knallbonbon auftreten? Bleibt ihr keine Zeit, neuen Schick zu kaufen? Oder frohlockt sie nur, weil ihr die alte Klamotte noch passt? Hat die Einheits-Robenträgerin nichts mit Mode am Hut? Oder will die Kanzlerin trotz der Rekordschulden ein leuchtendes Beispiel von Sparsamkeit auf die Spitze treiben?

Egal. Vergessen wir das Thema zum Ende dieses Textes. Sonst verstoßen wir noch gegen die Gleichberechtigung. Schließlich regt sich niemand im weltweiten Netz über Anzugszwirn oder Smoking auf. Die sind doch dutzendfach öffentlich getragen.