Die Regierung des ostasiatischen Staates will die Wiege der Menschheit entdeckt haben.

Vier unscheinbare Reste eines Primaten-Kiefers haben den menschlichen Stammbaum wieder ins Wanken gebracht. Jedenfalls sieht das die Regierung des ostasiatischen Vielvölkerstaats Myanmar so. Gestern machte das Staatsorgan "Neues Licht von Birma" seinem Namen Ehre und verkündete: Birma ist die Wiege der Menschheit.

Das können auch Nichtbuddhisten gelassen hinnehmen. Zumal sich das Gegenteil nicht beweisen lässt. Unbestritten ist, dass die Knochen 40 Millionen Jahre alt sind und 1979 von burmesischen und US-Forschern nahe Pontaung ausgegraben wurden. Ergo sind sie älter als viele Funde in Afrika. Dessen Osten gilt - allen Zweiflern zum Trotz - noch als wahre Geburtsstätte der Menschheit. Deshalb scheint der Hinweis von Kulturminister Kyaw Hsan, die Menschheit erkenne Birma als "Ursprung der Welt" an, voreilig. Der Nabel der Welt ändert sich nun mal mit der Perspektive.

Aus deutscher Sicht: Knochen aus Adam und Evas Zeiten wurden bei uns auch schon ausgebuddelt. 2009 überraschte der Paläontologe Jörn Hurum mit einem 58 Zentimeter langen Primaten-Fossil aus der legendären Grube Messel bei Darmstadt, dem "wahrscheinlich ältesten bekannten Vorfahren des Menschen". "Ida", benannt nach des Forschers Tochter, entpuppte sich bald als höchst weit entfernte Verwandte im Stammbaum-Dschungel von Mensch und Affe.

Schon des Menschen Vorläufer waren weit verbreitet. Dass sie auch durch Asien streiften, ist Bestandteil der modernen Schöpfungsgeschichte.

Denn unsere Urvorfahren waren höchst mobil, getrieben vom ständigen Klimawandel oder der Verschiebung der Kontinente. Bevor sie aus Birma wieder abgezogen sind, werden sie dort ein paar Knochen hinterlassen haben. Wohl ohne maßlose Hintergedanken.