Die Partei August Bebels hat sich ein Traumschiff zugelegt und bietet jetzt Luxusreisen an

Arbeit, hat Willy Brandt mal gesagt, sei der Umweg zu allen Genüssen. Diese hedonistische Sicht der Dinge mag den einen oder anderen in der SPD damals überrascht haben, aber inzwischen ist die Partei in diesem Punkt so weit fortgeschritten, dass sie sich ein Kreuzfahrtschiff zugelegt hat. Tatsache. Die Partei August Bebels will die Reisen der MS "Princess Daphne" ab Mai 2012 über ihren Reiseservice "exklusiv" für den deutschen Markt anbieten. Das hat die SPD-Schatzmeisterin gestern verkündet.

Da staunt der Laie, aber der Fachmann wundert sich überhaupt nicht. Er kennt ja das Motto, mit dem die SPD für sich wirbt: "Sturmerprobt seit 1863"!

Andererseits wirkt die Partei selbst zurzeit bekanntlich nicht gerade windschnittig, geschweige denn politisch hochseetauglich. In den Umfragen dümpelt sie vor sich hin, während die Grünen immer mehr Fahrt aufnehmen. Zur aktuellen Lage passt das Unternehmen Kreuzfahrt also schlecht. Und überhaupt: Man stelle sich nur mal vor, die Freien Demokraten hätten sich so ein Traumschiff zugelegt. Da braucht man nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was die Sozialdemokraten der Partei der Besserverdienenden dann so alles erzählt hätte!

Von Franz Kafka stammt der schöne Satz, dass man das Matrosenleben nicht durch Übungen in einer Pfütze lernt. Stimmt. Auch wird, wer sich ein Schiff zulegt, nicht automatisch Kapitän. Ganz im Gegenteil: Er muss höllisch aufpassen, dass die Mannschaft keine Meuterei beginnt. Mit der SPD-Basis, die sich traditionell eher unter Deck fahren sieht, ist bekanntlich nicht zu spaßen.

Es könnte also sein, dass der Schuss nach hinten losgeht. Das macht dann zwar ein bisschen Wind, aber der kommt garantiert nicht aus der richtigen Richtung.