Pusteblumen - das war einmal. Englische Namen erobern den deutschen Kindergarten

Es gab Zeiten, da hießen Friseure einfach "Salon Meier". Damen und Herren stand dort auch noch. Heute ist Image alles. Und das fängt bekanntlich mit der Namensgebung an. Friseure neigen deshalb dazu, ihre Salons "Haaresbreite", "Haarscharf" oder auch "Abschnitt" zu nennen. Auch viele Hausmeister wollen keine solchen mehr sein, sondern stellen sich als "Facility Manager" vor. Was Friseure und Hausmeister können, können wir schon lange, denken sich wohl auch manche Erzieher und Pädagogen in Kindertagesstätten.

Dominierten dort lange Zeit die eher lieblichen "Marienkäfer", "Pusteblumen" oder "Bärchen", sind Eltern heutzutage schon mal überrascht, wenn ihre Tochter der Gruppe "Fußball-StarWars" zugeteilt wird (ist eben Pech, wenn die Sechsjährige sagt: "Bäh! Star Wars. Das spielen immer die blöden Jungs"). Jetzt werden einige sagen: "Wenigstens sind solche Namen mal nicht so mädchenfokussiert!" Stimmt. Und doch fühlen sich die meisten Mädels höchstwahrscheinlich in einer "Villa Kunterbunt" und in der "Einhorngruppe" eher zu Hause. Manche Klischees sind wahr.

Wer nicht zu den Sternenkriegern kommt, darf sich vielleicht "Tigercrew", "Crazy Kids" oder "Aliens" nennen. Das klingt jedenfalls "cooler" als Tigergruppe und Verrückte Kinder. Englische Namen haben den Schein von Weltoffenheit und Lockerheit, und die wenigsten machen sich Gedanken über die Bedeutung. Wohingegen Sonne-, Mond- und Sternegruppen eh etwas für Babys sind.

Bleibt die Frage, ob sich die Kinder solche Namen freiwillig aussuchen oder ob dahinter jemand steckt, der sich betont jugendlich geben will. Dieser Jemand spricht bestimmt auch gern von den "Kids". Ein Begriff übrigens, der genau wie "Pauker" wohl ausschließlich von Erwachsenen weit jenseits der 40 benutzt wird, nicht aber von Kindern und Jugendlichen.

Aber Namen sind nur Schall und Rauch. Wenn die Mutter sagt: "Mein Kind ist ein Alien", kommt es vielleicht ganz irdisch aus Poppenbüttel.