Die Hits des Herrn Doktor. Wenn Ärzte Musik auflegen, finden viele Patienten auch eine OP o. k.

Musik ist vielen eine Herzensangelegenheit. Kein medizinisches Wunder also, dass es ausgerechnet Kardiologen sind, die folgende Diagnose stellten: Es gibt - man hat es schon mal gehört - tatsächlich das ein oder andere Lied, das fast narkotisierend wirkt.

Patienten sehen einem Eingriff deutlich gelassener ("Prima, alles OP!") entgegen, wenn sie vorher Musik im Ohr hatten. Zu diesem Ergebnis kommen der Mönchengladbacher Mediziner Wolfram Goertz und seine Klinik-Kollegen, die 200 Patienten daraufhin untersucht hatten. Fazit: Offensichtlich treffen Ärzte besonders oft den richtigen Ton. Denn sehr beruhigt waren jene Patienten, die dem Doktor die Auswahl des Titels überlassen hatten. Womöglich auch aus dem Notfall heraus, dass Doc DJ weder "Highway To Hell" noch die deutsche Schlagervariante "Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle" oder Andrea Bocellis "Time To Say Goodbye" zur Hand hatte.

Die Ärzte legten Klassik, Pop und Jazz auf. Und bei den Patienten sanken Angst, Blutdruck und Herzfrequenz. Es gilt also das, was schon Mitte der 90er-Jahre in der Schuldisco nicht verkehrt war - wünsch dir was von den Ärzten. Rollt die Liege Richtung OP, will ohnehin jeder zurück nach "Westerland".

Die Kardiologen schreiben, dass es gut ankam, wenn sie Popmusik abspielten. Was übrigens erstmals auch den Chartserfolg von Dr. Alban, dem singenden schwedischen Zahnarzt ("Sing Hallelujah!"), erklären könnte. Noch ruhiger waren die Patienten aber nach ein paar Takten von Mozarts "Kleiner Nachtmusik" oder einer guten Dosis Jazz. Den spielt Hugh Laurie, der zurzeit erfolgreichste Fernseh-"House"-Arzt, übrigens sogar höchstselbst - wie neulich auf dem Kiez.

Erstaunlich ist der beruhigende Effekt von Klassik und Jazz insofern, als dass mehr als ein Drittel der damit beschallten Patienten angaben, diese Musik gar nicht zu mögen. Reicht ja auch, wenn der Arzt es tut. "Die Patienten", schreiben die Wissenschaftler nämlich, "geben in der Klinik gern alles ab."

Auch den Musikgeschmack.