Und jetzt bitte alle jubeln. Turkmenistans Präsident beglückt seine Untertanen mit einem Liebeslied

Caesaren und Diktatoren lassen sich gern durch Gesang huldigen. Oder sie bestellen Hymnen auf ihre Taten, die Heimat und das Volk. Die musisch Begabteren unter ihnen erledigen das gleich selbst - wie weiland Nero, der nicht nur Feuer und Flamme für Rom, sondern auch für hellenische Lyrik war.

Gurbanguli Berdimuhamedow setzt die Tradition fort. Er ist Herrscher über Turkmenistan und hat an seinem 54. Geburtstag seine zentralasiatischen Untertanen mit dem eigenhändig verfassten Liebeslied "Für euch, meine weißen Blumen" beglückt. In der Hauptstadt Aschchabat wurde der Vortrag auf eine Großleinwand übertragen, und 3500 Zuhörer bejubelten pflichtschuldig den Gesang des Präsidenten. Mitteleuropäern mag das seltsam vorkommen. Doch im Vergleich zu seinem Vorgänger Saparmurat Nijasow ist Berdimuhamedow noch ein echter Chorknabe. Nijasow ließ sich in aller Bescheidenheit "Turkmenbaschi" nennen, "Führer der Turkmenen". Nach ihm wurden eine Stadt, Schulen, Flughäfen, ein Meteorit und der Monat Januar benannt. Sein Bild ziert fast alle Wände des Landes - und Geldscheine. Höhepunkt der Selbstverehrung ist aber die güldene Statue Nijasows auf dem "Neutralitäts-Bogen" in Aschchabat. Sie dreht sich innerhalb von 24 Stunden einmal um die eigene Achse, damit das Gesicht des "Diamantkranzes des Volkes", wie ein anderer bescheidener Beiname des Turkmenbaschis lautet, stets der Sonne zugewandt bleibt.

Da wird sogar die Familie Kim in Nordkorea blass, die zwar sämtliche Buntmetallvorräte des Landes in Statuen des "Großen Führers" Kim Il-sung gießen ließ, aber leider nichts Rotierendes vorweisen kann.

Und Berdimuhamedow muss noch etliche Arien trällern oder sich etwas Originelleres einfallen lassen, um zu seinen Vorbildern aufzuschließen.