Grüß mal wieder: In einer oberbayerischen Gemeinde sollen die Menschen wieder nett zueinander sein

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Mit so einer freundlichen Anrede fängt doch selbst der düsterste Morgen gleich viel besser an. Das sagte sich auch Jörg Pötke, Bürgermeister der 19 000-Seelen-Gemeinde Taufkirchen im Dunstkreis Münchens. Dem Vertreter der "Initiative Lebenswertes Taufkirchen" war aufgefallen, dass seine Mitbürger in dem ehemaligen Bergbauerndorf auf den Straßen wort- und grußlos aneinander vorbeigehen. Jetzt sollen die Oberbayern wieder nett zueinander sein, knallorange Buttons mit "Hallo"-Aufschrift sollen die Gruß-Muffel zurück zum "Grüß Gott" führen und das verloren gegangene Wohlfühlklima zurückbringen. Aber hallo!

Nun ist das mit dem Grüßen rund um den Globus so eine Sache. Der Amerikaner entbietet sein breites "Hi", der norddeutsche Küstenbewohner sein knappes "Moin", die Maori reiben ihre Nasen aneinander, anderenorts muss man sich zur Begrüßung in den Staub werfen, umarmen oder abknutschen. Die Tradition lässt grüßen.

Doch die ordentliche Ehrerbietung ist hierzulande auf dem Rückzug. Ob die Sparsamkeit mit der braun gefärbten Entgleisung des "deutschen Grußes" zu tun hat, wissen wir nicht. Jedenfalls scheint so viel im Argen zu liegen, dass sogar der Deutsche Knigge-Rat den Schülern als "Übung fürs Leben" im Klassenzimmer empfiehlt: Grüßt mal wieder. Und zwar "nicht dahingemurmelt und mit dem Rücken zu den Lehrern, sondern deutlich vernehmbar mit Namen und mit Blickkontakt".

Ob uns das "Hallo" da weiterbringt? Das murmelt dann ja jeder, von dem man gar nicht gegrüßt werden will, und ist ungefähr so verbindlich wie "okay" oder "tschüs". Schlimm genug, dass man seinen Chef in Briefen oder E-Mails auch noch herzlich grüßen muss.

Der amerikanische Autor Henry David Thoreau entlarvte einmal: "Ziehe einer Vogelscheuche deinen neuen Anzug an und stelle dich unbekleidet daneben. Wer würde nicht zuerst die Vogelscheuche grüßen?"