Zurück zur Natur - per Computerspiel. Millionen Möchtegern-Bauern machen ihren Träumen den Hof.

Das Internet ist ein weites Feld. Zuweilen gedeiht darauf auch Weizen. Ist wahr, in der virtuellen Welt. Bei "FarmVille", einem Spiel des sozialen Netzwerks Facebook, misten derzeit schon 44 Millionen Möchtegern-Bauern regelmäßig ihren Saustall aus und klicken, äh, melken ihre Kühe.

Die Bauernregeln sind einfach, die Erträge riesig - jedenfalls für Zynga, den Anbieter des Online-Spiels. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr 400 Millionen Dollar Gewinn, der Gang an die Börse steht bevor. Auch im Agrarland Deutschland macht man virtuell den Hof: "Landwirtschafts-Simulator" heißt das Spiel, der Materie entsprechend bodenständig. Mehr als 800 000-mal hat es sich seit Oktober verkauft und damit andere Kaufspiele quasi niedergemäht.

Schöner Mist? Nun ja, schon Rousseau wollte zurück zur Natur. Und das ist jetzt sogar vom Schreibtisch aus möglich, also ohne sich die Gummistiefel oder die Hände schmutzig zu machen. So träumen wir doch alle, gern auch mal bis mittags, von unserer kleinen Farm! Früh raus muss man ja nicht.

Ein schönes Bild vom Leben zwischen echten Rindern und Schafen vermittelt das Magazin "Landlust", dessen Auflage so explodiert ist wie die Liebe zwischen dem müden Milchbauern und der kessen Kassiererin bei "Bauer sucht Frau". Doch Achtung, die Stadtflucht hat Nebenwirkungen. Insbesondere wenn sie bloß eingebildet ist. Spiele wie "FarmVille" sorgten dafür, dass der Alltag vernachlässigt werde, warnen Soziologen. Fazit: Ernte da, Ehe futsch. Da haben wir dann den Farmer-Salat!

Auch auf Facebook regt sich Widerstand. Viele Nutzer wollen nicht mehr automatisch darüber informiert werden, dass ein Bauer aus dem Freundeskreis ein neues Kälbchen im virtuellen Stall hat. Ja, irgendwann geht der Irrsinn auf keine Kuhhaut mehr ...