Guido Westerwelle hat sich durch eine Seefahrtsweisheit in das öffentliche Gedächtnis eingetragen: "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die Sache regelt." Nun ist das Schiff am Untergang, und Westerwelle sollte als der größte Ballast über Bord geworfen werden. Da war der Außenminister ("Stern": "Ein viel fliegender Dilettant") gerade auf Staatsvisite in China und Japan. Dort trat er nur wie eine Handpuppe auf, das kann man ihm nicht verübeln, denn am Telefon redete er Tag und Nacht über seinen Kopf und Kragen. Schließlich zurückgekehrt, ließ er verlauten, er wolle nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren, aber Außenminister bleiben. Sein Herzblut hänge daran.

Wie schön für ihn! Der arme Philipp Rösler, zur neuen Nummer eins hochstilisiert, bekam dann noch von Westerwelle die Pappkrone des Vizekanzlers aufgestülpt und ein Stühle-rücken (Reise nach Jerusalem) am Kabinettstisch. Als Vizekanzler dürfe Rösler statt Westerwelle neben der Kanzlerin sitzen. Wasch mir den Pelz und mach mich nicht nass. Westerwelles Motto aus der Seefahrt lässt sich so neu formulieren: "Auf jedem Schiff, das sinkt und schlingert, ist einer, der die Sache fingert." In der neuesten Umfrage von Forsa ist die FDP weiter fast bis zur Unsichtbarkeit geschrumpft. Ganze drei Prozent würden sie noch wählen, minus zwei zur Vorwoche. Forsa-Chef Manfred Güllner auf die Frage, wie er den Wechsel an der FDP-Spitze beurteile, sagt: "Mit Skepsis, weil Westerwelle ja als Außenminister so negativ beurteilt wird. Gibt er nicht auch dies Amt auf, wird sich wenig ändern."

Dabei hatte alle Welt den faulen Braten gerochen und die Presse unisono gewarnt. Herausgeber Günther Nonnenmacher schrieb in der "FAZ": "Einen groben Fehler würde die FDP begehen, wenn sie Westerwelle das Amt des Außenministers beließe." Chefredakteur Kurt Kister in der "Süddeutschen Zeitung": "Westerwelle ist erfüllt von der Bedeutung des Amtes. Das reicht aber nicht, weil es ja, pathetisch gesagt, um Deutschland geht. Westerwelle sollte die Konsequenz ziehen und auch sein Ministeramt zur Verfügung stellen." Roger Boyes von der Londoner "Times" schrieb im "Tagesspiegel": "Guido Westerwelle war mal ein sehr guter, wenn auch anstrengender Innenpolitiker. Aber er ist ein nutzloser Außenminister. Westerwelle muss raus aus dem Kabinett."

Kein Zweifel, W. lässt sich am Mast festbinden, während das Schiff untergeht. Als Vabanquespieler hofft er auf den Schleudersitz. Der zweite Satz, der von ihm im Gedächtnis bleibt, ist der der Presse zugerufene selbstverliebte Trotz: "Von euch lass ich mir den Schneid nicht abkaufen!" Es steht zu befürchten: Auch vor den in Panik flüchtenden Wählern weicht er nicht.