Heute gibt es die Bundes-Orden mal wieder en gros. Wulff dekoriert drei Ministerpräsidenten.

Ein Orden ist eine schöne Sache. Sieht an jeder Abendgarderobe gut aus und hält, wie Goethe trocken zu sagen pflegte, "manchen Puff ab im Gedränge". Das gilt auch für das Bundesverdienstkreuz. Und das Beste daran ist: Theoretisch kann es jeder von uns kriegen! Manchmal reicht es schon, einen hübschen Akzent (Pierre Brice) beziehungsweise etwas mehr oder weniger Anspruchsvolles komponiert zu haben (Helmut Lachenmann, Ralph Siegel).

Allerbeste Aussichten haben allerdings Bischöfe, Verfassungsrichter und Politiker. Letztere müssen auch gar nicht mehr besonders positiv aufgefallen sein. Im Bundestag werden die Bundesverdienstkreuze gewissermaßen en gros verteilt. 30 Stück pro Legislatur! Der Schlüssel ergibt sich aus der Fraktionsstärke der Parteien. Usus ist das seit 15 Jahren, herausgekommen ist es allerdings erst jetzt. Trotz der Empörung - der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim wetterte gegen eine "ganz neue Form der Selbstbedienung" - sind die Parteien aber entschlossen, so weiterzumachen.

Apropos en gros: Bundespräsident Christian Wulff hat für heute gleich drei Ministerpräsidenten zur Ordensverleihung nach Berlin bestellt. Klaus Wowereit (Berlin) und Matthias Platzeck (Brandenburg) erhalten das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, Hessens Ex Roland Koch bekommt das Großkreuz, weil er das, was Wowereit und Platzeck kriegen, schon hat. Dass so ein gemeinsamer Aufwasch - Sekt, Häppchen - ökonomischer ist, hatte schon Wulffs Vorgänger Horst Köhler begriffen. Der lud im Oktober 2007 gleich vier Ministerpräsidenten zur Ordensvergabe ins Bellevue ein: neben Roland Koch noch Wolfgang Böhmer (Sachsen-Anhalt), Harald Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern) und Peter Müller (Saarland).

Dennoch sollten alle anderen den Mut nicht sinken lassen. Immerhin sind seit 1951 mehr als 240 000 Verdienstkreuze verschiedenster Stufen verteilt worden, unter anderem an Beate Uhse und Rudi Völler. Und die bekleideten schließlich kein politisches Amt.