Aus der anglophilsten Stadt außerhalb Englands erscheint wohl niemand auf Kates und Williams Hochzeit. Doch wenn nicht wir, wer dann?

Liebes Brautpaar,

selbstverständlich könnt ihr zu eurem Jubeltag prinzipiell einladen, wen ihr wollt. Wobei: Ganz ohne Protokoll geht es ja nun auch nicht. Denn gewisse höfisch-gesellschaftliche Verpflichtungen müssen sogar die zukünftigen englischen Könige einhalten. Doch wenn ihr nun schon beinahe den gesamten deutschen Adel durch eure konsequente Nichtbeachtung brüskiert habt, dann hättet ihr ja wenigstens ein paar der so frei bleibenden Tischkarten für eure Party am 29. April im Buckingham-Palast an die Elbe schicken können.

Die Einladungen wären wir bestimmt im Laufe der nächsten Tage losgeworden. Dies wäre zumindest ein höflicher Zug gewesen, mindestens aber die verdiente Anerkennung für all die Wertschätzung und den Wohlstand, die wir Hamburger euch Engländern schon seit Jahrhunderten entgegenbringen - schon seit dem Jahr 1281, als wir mit dem "Stalhof" ein Handelskontor in London eröffneten.

Nur mal so zur Erinnerung: Woher stammen mehr als 50 Prozent der englischen Teeimporte? - Richtig, aus dem Hamburger Hafen. Und wo sieht man die meisten Barbour-Jacken? - Richtig, sonntags, immer links um die Alster herum. Oder sind Sie, Prinz William, etwa immer noch sauer auf die Hafenstraßenbewohner, die Ihre Eltern damals am 7. November 1987 mit ein paar lustigen Signalsternen erschreckt haben, als sie auf unserer Senatsbarkasse eine Hafenrundfahrt unternahmen? Das war damals kein "Raketenangriff", wie die "Sun" titelte, echt nicht! Oder liegt's daran, dass Hamburg zu Blaublütern schon immer ein gespanntes Verhältnis hatte? Bullshit. Wir Hanseaten haben längst die neue Lust am Adel entdeckt: Erst wählten wir Klaus von Dohnanyi, dann Ole von Beust, und seit vergangenem Sonntag haben wir sogar einen richtigen König: Olaf I.