... genau wie Stuttgart 21, Rente mit 67 und Langhans im Dschungel. Wenn Sprache Zeitgeist spiegelt

Es ist unausweichlich: Das Thema dieser Glosse ist heute absolut "alternativlos". Denn dieses Adjektiv trägt jetzt einen großen Titel (Es schreibt sich aber weiterhin klein!): Die Jury unter Vorsitz des Germanisten Horst Dieter Schlosser hat es aus 1120 Vorschlägen zum "Unwort des Jahres" gekürt.

Damit hat sich ein bedeutungsloses Wie-Wörtchen gegen Sprach-Tsunamis wie "Integrationsverweigerer", "Brückentechnologie" und "Schwarzsparer" durchgesetzt. Letzteres beschreibt "Steuersünder" (auch nominiert), die ein Konto auf den Cayman Islands für alternativlos halten. Schwups, schon hat es sich wieder in den Text gemogelt, dieses vielseitig verwendbare Unwort.

Es ist nämlich vor allem deshalb in Mode, weil es sich mit allem kombinieren lässt: Der Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch ist alternativlos, die Rente mit 67 sowieso, das unterirdische Stuttgart-21-Projekt, der Kauf der 178. Handtasche (Frauen wissen das!) und selbstverständlich auch der Einzug von Rainer Langhans in die mediale Kakerlaken-Kommune. Ja, dem Alt-Hippie bleibt doch nichts anderes übrig, als im RTL-Dschungel um sein finanzielles Überleben zu kämpfen. Wie sollen denn 200 Euro Rente für ein Leben mit fünf Frauen reichen?!

Schon sind wir beim Euro, der als Währung alternativlos ist. Ebenso wie die deutsche Milliarden-Hilfe für Griechenland - was übrigens vor allem die Griechen so sehen. Und Kanzlerin Merkel. Angie, als Kanzlerin aus eigener Sicht so alternativlos wie Schwarz-Gelb als Koalition, nahm die Floskel im März 2010 als Erste in den Mund. Seitdem gilt das Wörtchen als Softie-Antwort auf Schröders "Basta"-Politik. Aussage: Ihr könnt gern alle machen, was ich will.

An der Börse steht ein anderes Wort niedrig im Kurs: "Euro-Rettungsschirm" ist das Börsenunwort des Jahres. Und als solches alternativlos ...