Jungs probieren gerne Werkzeug aus, Mädchen spielen mit Stöckchen - bei Schimpansen.

Wenn der Stammhalter im Kleinkindalter die Carrera-Bahn zum Einschlafen mit ins Bett nimmt, die Bundesliga-Vereine mit allen aktuellen und ehemaligen Spielern im Schlaf herbeten kann und sich dazu den Hochstuhl aus der Birke im Vorgarten selbst schnitzt, ist Papas Welt in Ordnung. Müttern hingegen zerfließt das Herz, wenn das Töchterlein Benimmregeln an ihre Puppen und Haustiere weitergibt, nach einem Sicherheitsgurt und Fahrradhelm für den Teddybären verlangt und auf dem Spielzeugherd ein familienkompatibles Fünf-Gänge-Menü aus Holzgemüse kocht. Geschlechterspezifisches Verhalten: angeboren oder anerzogen? Darüber streiten Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Vielleicht bringt uns ein Blick auf unsere nächsten Verwandten weiter, denn erstmals haben Forscher jetzt bei Schimpansenmädchen beobachtet, wie sie kleine Holzstöckchen "bemuttern".

Schon bei gefangenen Schimpansenkindern hatten Forscher ein Rollenmuster beobachtet: Jungs spielten lieber mit Autos, während weibliche Jungtiere Puppen bevorzugten. Nun berichtet Richard Wrangham von der Universität Harvard ähnliches Verhalten von einer wild lebenden Schimpansengruppe im Kibale-Nationalpark in Uganda - ohne Autos und Puppen, versteht sich. Die 50 Affen nutzen Stöcke zu verschiedenen Zwecken, zum Beispiel als Werkzeug. Schimpansenmädchen trugen ihre Stöcke jedoch oft einfach umher und spielten mit ihnen auf eine Art, die an mütterliches Verhalten erinnerte.

"Die armen Kleinen, nur ein Stöckchen, hoffentlich bekommen sie zu Weihnachten eine Puppe!", mag man da fast denken, so nah sind sie uns. Nicht umsonst wird die Liebe von Mutter und Kind dann ja auch oft als Affenliebe bezeichnet. Nur wenn sie zu sehr klammern, hört der Spaß irgendwann auf. Bei Menschen- wie bei Affenmüttern.