Ein letzter Tipp vom Doktor: Nur gucken, nicht anfassen? Mir Vorstellungskraft gegen die Versuchung. Die Abschiedskolumne im Hamburger Abendblatt.

Weihnachtszeit, Essenszeit. Viele sorgen sich, über die Festtage zuzunehmen. Dabei ist es für das Körpergewicht nicht so entscheidend, was man zwischen Weihnachten und Neujahr isst. Viel gewichtiger: was isst man zwischen Neujahr und Weihnachten. Im Buch "Oh Tannentrauma" wird vorgerechnet: Um über die Feiertage drei Kilo zuzunehmen, müsste man täglich 7000 Kilokalorien zu sich nehmen - und zwar zusätzlich zum normalen Tagesbedarf noch täglich 1,2 kg Schokolade, das wird eng. Deshalb gibt es ja die Adventszeit!

Just in diese Zeit platzt eine wissenschaftliche Sensation: Schlank im Kopf! (Thought for Food: Imagined Consumption Reduces Actual Consumption, "Science"). Im Experiment sollten die Probanden sich sehr oft vorstellen, Käsewürfel zu essen. Und siehe da: Als sie dann "in echt" vor ihnen standen, griffen sie weniger zu, als wenn sie an etwas anderes gedacht hatten.

Wenn das stimmt, dann dürfen Sie, liebe Leser, endlich alle Diätbücher wegschmeißen. Lesen Sie nur noch Koch- und Backbücher, die mit ganz viel Bildern und Butter, und automatisch verlieren Sie den Appetit. "Ich denke, also bin ich - satt"? Liebe Forscher - kommt mal aus den Labors raus in die Realität! Nur weil das für Käsewürfel gilt, funktioniert das noch lange nicht mit Dominosteinen! Ich habe es heroisch im Selbstversuch überprüft. Dass man, wenn man viel an etwas denkt, es weniger will, widerspricht jeder eigenen Erfahrung, bei jeder Verlockung. Hat der freie Zugang zu erotischen Bildern die Menschheit ausgerottet? Bislang nicht. Wie ist es mit Musik? "Last Christmas" konnte ich schon vorletztes Jahr nicht mehr ertragen. In meinem Lieblingsweihnachtslied heißt es: "Ich schaue dich mit Freuden an / und kann mich nicht sattsehen". Aber das ganze Jahr möchte ich das auch nicht singen.

Apropos: Über ein Jahr lang durfte ich hier meine Kolumne für Sie schreiben. Es hat mir viel Freude gemacht. Und bevor Sie sich daran "überlesen", geh ich auf Schreib-Diät. Der Unterschied zu Live-Auftritten: Wenn ich mir etwas ausdenke und es abends auf der Bühne ausprobiere, weiß ich nach einer Sekunde, ob ich der Einzige bin, der das lustig findet. Als Kolumnist weiß ich es auch nach einem Jahr nicht. Wollen wir uns gegenseitig beschenken? Sie verraten mir, welche Kolumne von den über 50 "Frohen Botschaften aus der Wissenschaft" Sie noch in Erinnerung haben, welche Sie bewegt hat, zum Schmunzeln oder Stirnrunzeln.

Sie schreiben eine E-Mail an kolumne@hirschhausen.com und ich schenke Ihnen dafür einen Text, der nie erscheinen wird, exklusiv, passenderweise zum Thema "Das perfekte Geschenk". Auf bald und Frohes Fest!