Die ARD schließt im Mai 2011 den “Marienhof“. Das Ende einer Art lebensnahen Weltauslegung.

Angesichts der Tatsache, dass es in der wochentäglichen Vorabendserie "Marienhof" um bisweilen schmutzige Details des zwischenmenschlichen Miteinanders (Ehebruch, Drogenkonsum, Selbstbetrug und lieber noch den von anderen etc. pp.) geht, ist die schöne Bezeichnung "Seifenoper" immer schon missverständlich gewesen. Unmissverständlich ist jetzt die Entscheidung der ARD: Der "Marienhof" wird geschlossen. Bereits im Mai kommenden Jahres soll die unweigerlich letzte Folge laufen.

Es wird die 4053. sein, dann ist Schluss mit den nachbarschaftlichen Kabalen und Lieben, sie wurden stets von außergewöhnlich durchschnittlichen Menschen erlitten und erduldet. Die Menschen hießen Frank Töppers und Thorsten Fechner, Inge Busch und Stefano Maldini und sollten "mitten aus dem Leben" sein. In selbigem galt stets der so viel- wie nichts sagende Slogan "Es wird viel passieren / nichts bleibt mehr gleich", der im Titelsong das Motto vorgab. Als Sinnspruch taugt er für jedes Leben, und damit ist schon viel über den demokratischen Gedanken der Soap-Opera gesagt: Hier geht es volkstümlich zu und lebensnah.

Natürlich auch trivial und banal, was zu einer Reihe von Fragen führt, die an die Grundbedingungen menschlicher Existenz rührt: Warum gehen mir meine Mitmenschen eigentlich immer so auf den Sack? Was ist wirklich wichtig im Leben? Warum muss Raul, der feurige "Marienhof"-Liebhaber mit Kaffeeausschank, eigentlich etwas mit Kerstin anfangen, wo er doch glücklich mit Yasemin verheiratet ist?

Wo Denker und Feuilletonisten ganze Bücher vollschreiben, reicht im "Marienhof" eine halbe Stunde kurz nach Feierabend, um das Leben in seiner Unergründlichkeit zu erklären.

Andererseits: Die populäre Weltauslegung dauert in der nun endenden Dann-doch-nicht-ewig-Serie jetzt schon 18 Jahre, was den Verdacht bestätigt, dass auch Banales nie genug gezeigt werden kann. Das finden auch die "Marienhof"-Fans, sie haben auf Facebook eine Rettet-den-Marienhof-Kampagne ins Leben gerufen.