Umarmen statt Hände schütteln schützt vor Erkältung. Seelische Hygiene ist genauso wichtig wie die leibliche

Hatten Sie schon oder müssen Sie noch? Ich meine diese fiese Grippe, die gerade umgeht. Die Chancen stehen gut, dass es erstens keine echte Grippe ist und zweitens Sie verschont bleiben, wenn Sie noch nicht dran waren. Und das Beste: Je weniger Sie sich darüber den Kopf zerbrechen, desto eher bleibt Ihr Kopf frei.

Dass eine Erkältung nicht durch Kälte ausgelöst wird, dafür gäbe es bei Günther Jauch keine 500 Euro. Aber die Millionenfrage, die sich Millionen fragen: Wenn einer in der U-Bahn niest, warum steckt sich dabei der eine Mitfahrer an, und der andere steckt das weg? Dass es einen Zusammenhang zwischen Stimmung und "verschnupft sein" gibt, ist offensichtlich: Haben Sie sich schon mal erkältet, während Sie total verliebt waren? Eher nein. Und haben Sie sich schon mal total verliebt, während Sie erkältet waren? Auch nein. Es kann nur eins gleichzeitig überlaufen: Herz oder Nase. Aber wie kann man das wissenschaftlich beweisen?

Das Fach, das sich dem komplexen Zusammenspiel von Seele, Hirn und Abwehrsystem verschrieben hat, ist die Psychoneuroimmunologie. Sie fand zum Beispiel heraus, dass Schlafmangel erkältungsanfällig macht, Stress sowieso, und Feindseligkeit für das Herz genauso schlimm ist wie Rauchen. Aber - die frohe Botschaft: Gute Laune hilft! (Positive Emotional Style Predicts Resistance to Illness After Experimental Exposure to Rhinovirus, Psychosomatic Medicine 68:809-815). Das Versuchsdesign war sehr ausgeklügelt. Die freiwilligen Kandidaten bekamen entweder Virensoße oder Placebo (für alle aus der Werbebranche: "Testflüssigkeit") in die Nase geträufelt. Damit sie sich nicht gegenseitig infizieren konnten, wurden sie fünf Tage lang voneinander fern- und dabei aber jeder Tropfen aus ihren Nasenscheidewänden festgehalten (dafür hat man dann Doktoranden). Siehe da: Glückliche Menschen stecken sich dreimal seltener an als die Miesepeter, und wenn sie doch schniefen müssen, beklagen sie sich weniger.

Auch wenn die Hauptquelle der Viren andere Menschen sind, nützt es nur begrenzt, sich ständig von anderen fernzuhalten. Klar ist Händewaschen sinnvoll. Aber paradoxerweise schützen uns viele soziale Kontakte ebenfalls. Was also tun: Wenn jemand Ihnen mit triefender Nase die Hand hinstreckt, gehen Sie in die Offensive und umarmen Sie den Menschen herzlich. Sie kommen sich scheinbar näher, in Wirklichkeit vermeiden Sie aber die hochinfektiöse Hand, und wenn der überraschend Geherzte in dem Moment niest, dann Ihnen nicht ins Gesicht - es geht Ihnen am Rücken vorbei! Und jedem tut eine Umarmung gut, ob gesund oder krank. Ein solidarisches: Gesundheit!