“Kenn dein Limit“ ist im Umgang mit Geld so passend wie mit Alkohol. Auch das Herz ist absturzgefährdet

"Was kommt dabei heraus, wenn man die Gene eines Iren mit denen eines Deutschen kreuzt? - Jemand, der zu betrunken ist, um Befehle zu befolgen!" Ach, hätten die Iren doch dem Klischee nach ihr Geld nur in Bier gesteckt - verglichen mit anderen Anlageformen eine solide Geschichte. Wo sonst bekommt man sechs Prozent für sein Geld und bleibt liquide? Ich versteh die ganze Rettungsschirm-Metaphorik der letzten Tage nicht. Warum soll man Schirme aufspannen und jemanden darunter schlüpfen lassen, wenn sich Abgründe auftun? Sind das nun Regen- oder Fallschirme?

Egal, auf der Suche nach einer frohen Botschaft aus der Wissenschaft und Irland stieß ich auf eine aktuelle Studie, die verschiedene nationale Lebensarten mit den ländertypischen Todesarten verknüpft. Konkret wurden die Trinkgewohnheiten in Belfast mit drei französischen Städten verglichen. (Patterns of alcohol consumption and ischaemic heart disease in culturally divergent countries: BMJ 2010; 341).

Ausgerechnet im "British Medical Journal" stand, dass die französische Art des "savoir vivre" gesünder sei als die irische. In Großbritannien wird Bier und Schnaps bevorzugt und vor allem am Feierabend und an Wochenenden getrunken, dann aber exzessiv. In Frankreich dagegen gehört ein gutes Glas Rotwein zu jeder Mahlzeit, als Grundlage oder Grundrauschen.

Sturzbetrunkene Menschen sieht man dort seltener, obwohl "Komasaufen" wie auch in Deutschland unter Jugendlichen zum ernsten Problem geworden ist. Das Saufen ohne Punkt zum Koma hat einen hohen Preis: In Nordirland sterben zwei- bis dreimal so viele Menschen an einem Herzinfarkt, obwohl sie in der Summe nicht mehr, sondern sogar etwas weniger tranken als die Franzosen. Dafür bechert in Belfast jeder zehnte Erwachsene dann aber gleich fünf Bier hintereinander, als wenn es mit jedem Guinness darum ginge, ins gleichnamige Buch zu kommen. In Frankreich ist nur jeder Hundertste so ein "Binge"-Trinker.

Das "french paradox" beschäftigt die Ärzte schon lange, warum die Grande Nation sich Rotwein und Gänseleber reinziehen kann, ohne dafür gesundheitlich zu büßen. Nicht die Dosis allein macht das Gift, wichtig ist auch die Verteilung.

Auch wir Deutschen gehören in Europa zu den "Sich-die-Kante-Geber-Ländern". Unser "Pro-Kopf-Verbrauch" verbietet eigentlich den Ausdruck "Pro Kopf". Aber wenn wir schon nicht mitreden dürfen, wie unser Steuergeld für Schirme und sonstige windanfällige Konstruktionen verwendet werden: Seine Fahne kann jeder mitbestimmen!

Fazit: Der Klügere kippt nach, kontinuierlich und kontrolliert, und hört auf, bevor er selber umkippt. Prost - auf den Montag!