Joop, Bismarck, Neven DuMont - überall Krach in deutschen Dynastien. Und Shakespeare hat alles schon früh geahnt.

Als Shakespeare-Student in den 50er-Jahren hatte ich neben Professoren, die Shakespeares Dramen tiefschichtig und weitschweifig interpretieren konnten, einen handfesten englischen Lektor, der die Inhalte der Dramen des Größten zu kurzen und beherzigenswerten Lebensweisheiten verknappte; Sprichwörter des gesunden Menschenverstands.

Also etwa "Romeo und Julia": "Heirate nicht zu jung!" Oder "Hamlet": "Denk nicht zu viel nach!" Oder "Othello": "Heirate keinen Gastarbeiter!", "König Lear" hieß: "Guck dir deine Erben genau an!" und: "Vererb nichts zu Lebzeiten!"

Wie wahr! "König Lear" wird zurzeit in vielen betuchten und edlen Dynastien gespielt. Bis zu dem dem Stück innewohnenden Wahnsinn am Ende. Bei Joops zum Beispiel. Wo Tochter Jette, dem Muster der bösen Lear-Tochter Goneril folgend, dem Vater die Schlösser auswechselte, auf dass er vor verschlossenen Türen stünde und dem Wahnsinn verfalle. Verkaufte er deshalb all seine Möbel, und wird er künftig auf der Heide vor Potsdam umherirren?

Nehmen wir die Bismarcks, die Familie des Reichsgründers und Eisernen Kanzlers, der nebenbei noch den Bismarck-Hering, die Bismarck-Quelle und den Bismarck-Korn in die Welt gesetzt hat. Da tobt ein Erbfolgekrieg, wobei der nach Amerika verbannte Sohn Carl und die eigene Mutter so sehr aneinandergeraten sein sollen, bis die gerufene Polizei wieder für Ruhe in Friedrichsruh sorgen musste.

Der "Hamlet" unter den Erben ist zweifelsohne Konstantin aus dem Hause Neven DuMont, Erbe einer Kölner Verlagsdynastie, der sich vor der Welt unter dem Namen (so steht es am Klingelschild) "K. Mustermann" verschanzte und der sich in Blogs eines Medienjournalisten "Kopf Schüttel", "Schlauberger", "Hans Wurrst" oder "Das wird man wohl noch sagen dürfen" nannte.

"Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode", möchte man da Shakespeare zitieren. Konstantin Neven DuMonts greiser 83-jähriger Vater, schlauer als "Lear", kehrte vom Altenteil zurück und warf den Sohn aus sämtlichen Zeitungsbetrieben. In vieren allein war Konstantin Herausgeber.

Nun klagt der Sohn in einem ergreifenden Monolog: "Warum ist das so in diesem Land, dass man keine Schwäche zeigen darf, ohne dass man gleich abrasiert wird?"

Nach dem Motto: "Etwas ist faul im Staate Dänemark!" Er aber hat nicht zur Flinte gegriffen, sondern dieselbe ins Korn geworfen.