China vergeht langsam der Appetit. Jetzt werden Haustiere vom Häppchen zum Statussymbol.
Der außer bei Katzen allseits beliebte Haushund (canis lupus familiaris), seit Zehntausenden Jahren treuer Begleiter des Menschen, hat traditionell auch seinen festen Platz in der chinesischen Gesellschaft. Bislang allerdings eher im Reisrand als auf dem Sofa.
Diese fatale Neigung im Reich der Mitte, Hunde weniger auszuführen als dem menschlichen Verdauungstrakt zuzuführen, stößt auf den Widerstand der Regierung. Sie will diese grausame kulinarische Tradition per Gesetz verbieten. Überhaupt hat sich die Rolle des Hundes in der chinesischen Gesellschaft seit dem kometenhaften wirtschaftlichen Aufstieg dramatisch verändert - vom Imbiss zum Statussymbol.
Luxushunde seien für Neureiche zum Äquivalent eines Lamborghinis geworden, staunte die "New York Times" und wusste von einer betuchten Frau aus Xian zu berichten, die umgerechnet eine halbe Million Euro für einen Edelköter hinlegte und ihn in einem 30 Mercedes-Limousinen umfassenden Konvoi in sein neues Heim geleitete. Eine andere Hunde-Enthusiastin namens Qiu Hong zögere nicht, regelmäßig sieben Stunden weit mit dem Auto in die mongolische Steppe zu fahren, damit Husky Lucky mal so richtig Auslauf hat. Rund eine Million Kläffer gibt es in Peking bereits; Tendenz: explodierend. Die Ausgaben für Haustiere haben sich seit 2000 vervielfacht. Hunde-Friseure, Hunde-Swimmingpools, Hunde-Kinos und Hunde-Zubehörläden schießen wie chinesische Pilze aus dem Boden.
Nun durften die Bürger der Hauptstadt früher gar keine Hunde halten, und seit 2003 auch nur bis 35 Zentimeter lichte Höhe. Viele Chinesen wollen aber keine solchen Fußhupen, sondern kommodengroße Tibetanische Mastiffs. Und wer richtig Hunde-hip sein will, färbt Fiffi neuerdings so um, dass er aussieht wie ein Tiger oder ein Panda.
Angesichts der strengen Ein-Kind-Politik Chinas ersetze der Hund so manches Kind, grübeln Psychologen. Aber angesichts des bedenklich anschwellenden Gewimmels könnte Peking bald versucht sein, die Ein-Hund-Politik nachzuschieben.