Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Ex-“Focus“-Chef Markwort gründet ein “Facebook für Tote“.

Jahrzehnte war Helmut Markwort, 73, d e r Prediger von "Fakten, Fakten, Fakten". Jetzt ist der Ex-"Focus"-Chefredakteur zum Herrn der Pietät mutiert - als Mitgründer des Online-Friedhofs "Stayalive". Übersetzt heißt das "bleib am Leben", doch dreht sich hier alles um den Tod. Passenderweise geht das Internetportal in diesem November ans Netz, der so dunkel ist wie das Versprechen "digitaler Unsterblichkeit". Per Klick in die Ewigkeit?

Wer sich jetzt fragt, ob er sein ewiges Leben unbedingt im weltweiten Internet verbringen will (mit dem Risiko, dort Leute zu treffen, die man zu Lebzeiten schon gemieden hat), steht vielleicht noch allzu fest auf dieser Erde, um sich in die ewige Ruhe einzuloggen. Die virtuelle Gedenkstätte, in der man vorab schon mal sein eigenes Leben mit Fotos, Filmchen, Dokumenten samt Vorabnachruf gestalten kann, verschafft dem seit der Antike kolportierten Spruch, über die Toten nichts Schlechtes zu verbreiten, eine neue Dimension. Wer hinter der Geschäftsidee aber nur eine Art Facebook für Verblichene vermutet, vergisst die Kehrseite.

Denn während das soziale Netzwerk für seine 500 Millionen Nutzer gebührenfrei ist, kostet die "Stayalive-Ewigkeit" nicht nur das Leben, sondern - von den ersten 14 Lau-Tagen abgesehen - 19,90 Euro im Jahr bis zu 499,90 Euro für den, der sich ewig binden will.

Die Preise sind gestaffelt nach Funktionsmöglichkeiten. Extra kostet zum Beispiel ein virtueller "Tresor", in dem auch Kontodaten lagern können. Zugang gibt's nur mit Aktivierungscode. Wenn die Nachkommen auf diese Weise ans Geld kommen, könnten sie gleich auch eventuell offene Rechnungen des lieben Verstorbenen begleichen - vielleicht die 99,90 Euro für den Scan-Service von "Stayalive". Den braucht man, um alte Fotos aus Omas Schuhkarton mit in die Ewigkeit zu nehmen.