Lieber heiß als warm. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi erregt mit Bunga-Bunga den Homosexuellenverband.

Der exotische Begriff Bunga-Bunga beschreibt nicht den Versuch eines Bildungsfernen, einen modernen Flachbau korrekt zu benennen. Er ist auch nicht das letzte Gestammel eines Extremsportlers, den das überforderte Gummiseil im Stich lässt. Vielmehr handelt es sich um den möglicherweise lautmalerischen Terminus für ein erotisches Ritual, das hier auch hintenrum nicht näher erörtert werden kann. Die Vokabel ist - je nach Quelle - entweder einem fernen afrikanischen Dialekt entlehnt oder frei erfunden.

Ganz gewiss würden wir Bunga-Bunga nicht an dieser indiskreten Stelle erneut thematisieren, stünde nicht der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Zentrum der Ereignisse. Sabbernd hatte die Presse Italiens kolportiert, dass der bereits 74-jährige, aber nach etlichen Runderneuerungen leicht jugendlicher wirkende "Cavaliere" in seiner Villa in Arcore bei Mailand eine Reihe von Damen zum Bunga-Bunga gebeten hat. Ein Vorgang, der etwa im Berliner Kanzleramt so nicht ohne Weiteres vorstellbar wäre.

Zu den Mädels, die 5000 Euro pro gepuderter Nase eingestrichen haben sollen, gehörte auch eine 17-jährige Sizilianerin mit marokkanischem Migrationshintergrund, die auf den eingängigen Namen "Ruby" hört. Ruby nutzte die ihr in den Schoß gefallene Popularität nun zu goldenen Ratschlägen an den umtriebigen Premier: Er möge sich künftig vor allerlei Gänsen hüten, die ihn nur anschmieren wollten. Dafür soll der Regierungschef Ruby in einer erfrischenden Verquickung von privaten und beruflichen Neigungen per Anruf aus einer Polizeiwache herausgepaukt haben, in die sie gebeten worden war.

Den sich heftig ausweitenden Skandal suchte Berlusconi gestern mit beachtlichem Feingefühl zu entschärfen, indem er unter Hinweis auf seine enorme Arbeitsbelastung erklärte, schöne Frauen anzusehen sei allemal "besser, als schwul zu sein". Die Reaktion der italienischen Schwulenorganisation Arcigay fiel so aus, dass man sie fürderhin nicht unbedingt zur Kernwählerschaft Berlusconis zählen möchte.