Beim Salon in Paris wird das lautlose Fahren mit Strom salonfähig und der Abgesang auf Abgase angestimmt.

Beim Trendtag in Hamburg hatte ich kürzlich das Vergnügen, mit einem Elektroauto zu fahren. Ein Sportwagen ohne Auspuff.

Ich hatte ihn schon aus der Ferne gesehen, wie er sich fast geräuschlos auf dem Gelände bewegte. Magisch, katzenartig, wie ferngesteuert. Weil ich bislang Elektroautos praktisch nur von der Carrerabahn kannte, suchte ich nach den Spurrillen im Boden und demjenigen, der die Hebel irgendwo abseits in der Hand halten müsste.

Fehlanzeige.

Erst als ich selber am Hebel saß und mit offenem Verdeck durch die Hansestadt glitt, wurde mir die neue Freiheit dieser Fahrzeugklasse bewusst. Vor allem das stufenlose Beschleunigen an der Ampel imponierte mir und meinem Magen. Und die Aussage, dass 25 Quadratmeter Sonnenkollektoren reichen würden, um nie wieder eine Tankstelle ansteuern zu müssen, es sei denn, um dort Bier zu holen und sich selber zu betanken, während das Auto an der Steckdose lädt. Der Strom umgerechnet in Sprit entspräche zwei Litern - da braucht mancher Fahrer schon mehr.

Jetzt fiel mir eine Studie in die Hände, die den Energiebedarf und die Schadstoffbilanz von Autos neu berechnet, und zwar im Stehen. Denn allein die Infrastruktur, damit Autos fahren können, verursacht bereits jede Menge Dreck (Environmental Research Letters). Bau und Wartung von Straßen und Parkplätzen plus die ganzen Raffinerien belasten die Umwelt etwa doppelt so hoch wie die Abgase der Fahrzeuge selbst. Dabei fahren viele ja nur deshalb, weil sie glauben, ihr Katalysator würde die Luft verbessern.

Tatsächlich kommt bei modernen Autos immer weniger hinten raus, aber für die Parkplätze allein werden dreimal so viel Schwefeloxide in die Atmosphäre geblasen. Und immer noch fehlt ein Parkplatz, wenn man ihn braucht! Ist die Lösung, gar keine Straßen mehr zu bauen, sondern nur noch Geländewagen, die endlich querfeldein fahren dürfen? Nein, auf der Autoshow in Paris punkten die Stromautos. Vielleicht brauchen sie noch attraktivere Namen als "i-MiEV" (kein Scherz).

Der Trend ist klar: mehr öffentlicher Nahverkehr und Elektrofahrräder. Denn S-Bahn ist ja Carrerabahn. Und E-Bikes sind schwer im Kommen. Der Berliner Fotograf André Rival überraschte neulich beim geschätzten Kollegen Giovanni di Lorenzo damit, dass er zum abendlichen Talk in Bremen am selben Tag aus Berlin mit dem Fahrrad kam. Mit Elektroantrieb.

Visionär! Ich sehe schon, wie im Jahre 2020 alle mit Solarpanels auf den Dächern ihre Bikes aufladen und Fahrräder sich die Straße zurückerobern - im wahrsten Sinne: ein Re-Cycling!