Tony Curtis renommierte einst mit Marilyn Monroe. Vorher hatte die Sexbombe ihn beim gemeinsamen Filmdreh heftig leiden lassen.

Von Marilyn Monroe, mit der er die beiden wohl herrlich verlogensten, daher offen ehrlichsten, komischsten, erregendsten, verstecktesten Sex-Szenen der Filmgeschichte gedreht hatte, sagte er dennoch angemistet und äußerst uncharmant: "Die Monroe küssen - das war wie Adolf Hitler küssen." Er hatte alle guten Gründe.

Als er mit seinem Partner Jack Lemmon unter Billy Wilders strenger Regie "Some like it hot" drehte, war die Monroe oft durch den Wind. Eine Szene, in der sie von ihrem vermeintlichen Millionär (Tony Curtis) verlassen ist, lässt sie in das Zimmer der beiden in Frauenfummel verkleideten Musiker Tony Curtis und Jack Lemmon und zurück zum Schnaps flüchten: "Where is the Bourbon?", hat sie zu sagen. Aber Monroe verhaspelt sich zehnmal, zwanzigmal, je öfter Wilder mir davon erzählte, umso öfter. Und Curtis, der als Bronx-Macho nichts mehr hasste, als in Stöckelschuhen, weiblich aufgeputzt, auf das Drehen zu warten, litt Qualen. Anders als Lemmon, der als Klassenclown Spaß hatte, die Daphne zu geben, in die sich ein Millionär verliebt - ein echter.

In seinen Memoiren hat Curtis dann mit M.M. renommiert: "Sie war sehr erregend - mehrmals pro Nacht!" Ein Bronx-Gentleman genießt und prahlt. Einmal, da kam Curtis zurück in seine ärmliche Jugend als Schneidersohn jüdisch-ungarischer Einwanderer in der Bronx, ganz schick in Schale, und rief seinen Freunden, die ihn nicht wiedererkannten, zu: "Hey, I'm Bernie Schwartz. I fucked in Hollywood Yvonne de Carlo!" Welch ein Aufstieg, welch eine Karriere.

Und das nach der Paraderolle in der Filmkomödie aller Filmkomödien, in der nichts so war, wie es schien! Curtis war keine Frau und kein Millionär und auch kein Cary Grant, als er den Millionär spielte, very British! Und die versoffene "Sugar" Kowalski, alias Monroe, Gattin von Arthur Miller, hielt ihn für einen Shell-Erben und wollte teilhaben und machte ihn scharf.

"Was ist aufregender, als die Monroe zu verführen?", fragten sich Wilder und sein Koautor Iz Diamond. "Von der Monroe verführt zu werden!", antworteten sie sich und stellten am Endedes prüden Zeitalters (1959, ein Jahr vor der Pille) eine hitzige Szene wollüstiger Lügen und Tricks auf einer Yacht, auf der die Brille von Curtis beschlägt vor Hitze und sein Bein erigiert und seine Fühllosigkeit, mit der er sie herausfordert, Lügen straft. Männer erleben als Frauen verkleidet, wie machohaft absurd es in der Welt zuging, und nutzten dies zum letzten Mal aus.

"Nobody is perfect", heißt der Schlusssatz. Wilder und Diamond war, in Drehbuch-Zeitnot, nichts Besseres eingefallen. Aber perfekter konnte man das Ende der Macho-Welt nicht beschreiben.