"Ganz oder gar nicht, gehen oder bleiben, ganz oder gar nicht, du musst dich entscheiden." Dieser Ohrwurm von Wolle Petry beschreibt ziemlich gut, was in unserem Hirn vorgeht, wenn wir verschiedene Ziele verfolgen: zwei Hirnhälften - zwei Gedanken, mehr geht nicht, zumindest nicht bleibend. Bei der Fee hat man immer drei Wünsche frei, aber die bittere Wahrheit ist: Das geht nur im Märchen. (Charron, S., Koechlin, E.: "Divided Representation of Concurrent Goals in the Human Frontal Lobes". In: "Science" 328, 2010)

Wenn wir bei etwas unterbrochen werden, bemühen wir uns, den "Faden nicht zu verlieren". Die Studie zeigt: Der "Hinterkopf" ist die andere Hirnhälfte! Die erste Aufgabe für die Testpersonen bestand darin, in einzeln auftauchenden Buchstaben rückwärts einen Sinn zu erkennen. Sie sahen nacheinander T-S-O-P. Wenn das P auftauchte, mussten S-T noch präsent sein, damit POST vor dem geistigen Auge entstehen kann.

Damit ist ein menschlicher Arbeitsspeicher schon mal gut beschäftigt. Dieser Vorgang wurde gezielt gestört, indem andere Buchstaben dazwischenfunkten. So wie man jemanden leicht verrückt machen kann, indem man ihm, während er versucht, konzentriert etwas zu zählen, wild Zahlen dazwischen ruft. Die Testpersonen lagen in einer MRT-Röhre, und damit sie nicht einfach an was ganz anderes dachten, gab es Geldprämien.

Und siehe da: Der "Entscheider" im Hirn, der Präfrontalkortex, organisierte das Hin-und-Herschalten, je nachdem, wo die größere Belohnung winkte. Unsere Aufmerksamkeit ist also käuflich - aber nicht unbegrenzt teilbar. Denn jeder war komplett überfordert, als noch eine dritte Aufgabe dazukam. Dann konnten die Probanden den Sinn der Buchstabenfolgen nur noch erraten. Wenn wir uns allein von der Hardware schon so schwer tun, drei Ziele, Aufgaben oder Möglichkeiten gleichzeitig im Kopf durchzuspielen, ist das vielleicht der Grund, warum wir so gerne schwarz-weiß denken? Kommt daher unsere Neigung, die Welt immer in Polaritäten aufzuteilen? Gut/böse, richtig/falsch, schuldig/unschuldig. Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann? Von wegen. Mein Hirn, das hat zwei Hälften, zwei Hälften hat mein Hirn ... Versuchen Sie das mal zu der Melodie von "Mein Hut, der hat drei Ecken" zu singen, auf einem Bein zu stehen und dabei weiter Zeitung zu lesen.

Viel Vergnügen, auch Ihren Zuschauern! Irgendwas wollte ich doch noch schreiben ... - ich hätte nicht ans Telefon gehen sollen. Schönes Wochenende, und nehmen Sie sich nicht zu viele Dinge vor!