Regen im August, Aus für St. Pauli im DFB-Pokal, die Kanzlerin Angela Merkel ist wieder da. Und jetzt alle lächeln, bitte!

Schon der erste Mensch, der einen morgens länger anstarrt - ich selbst, im Spiegel -, hat meistens schlechte Laune. Das setzt sich unter gleich gesinnten Miesepetrigen fort, in der U-Bahn, im Fahrstuhl, im Büro. Wer mit einem fröhlichen "Guten Morgen!" die Runde stört, erntet bestenfalls Stirnrunzeln.

Ist das ein Wunder? Blitz und Donner im Hochsommer, Pokal-Aus für den FC St. Pauli, das ganze Land in der Krise, und im Fernsehen auch nur Wiederholungen. Wie, bitte, soll man da gute Laune haben?

Dies sollte eigentlich die Stunde der Launologen sein. Ein Forschungszweig, den die Autoren Helmut Fuchs und Dirk Gratzel ersonnen haben - nicht zuletzt, um ihre eigene Laune zu heben - und der den Einfluss von Stimmungen auf das seelische Wohlbefinden untersucht. Denn nichts in der Welt, wusste schon der scharfe Beobachter Charles Dickens, ist so ansteckend wie gute Laune.

Bessere Laune ist legales Doping. Denn missgestimmte Menschen sind häufiger magenkrank, haben hohen Blutdruck und Herzrasen. Gut gelaunten Kollegen haftet allerdings der Makel an, dass sie entweder nichts zu tun haben oder gerade von ihrer unmittelbar bevorstehenden Beförderung erfahren haben. Lachen gilt zwar als gesund, aber aus der Sicht des Managements als unproduktiv.

Da gibt es einige Griesgrame mit notorisch hängenden Mundwinkeln, denen wir dringend ein wenig bessere Laune wünschen. Etwa der Kanzlerin nach der Rückkehr aus ihrem Urlaub, Nobelpreisträger Günter Grass bei der Kollegenschelte oder Fußballtrainern, die nach herben Niederlagen mehr an Dauernörgler Dr. House erinnern als an ihr eigenes strahlendes Antlitz auf dem Mannschaftsfoto.

Der Fußball hat sich übrigens schon bei den Erkenntnissen der Launologen bedient. Hertha BSC hatte Dirk Gratzel in der vergangenen Saison zum Training eingeladen. Die hoffnungslosen Berliner verloren trotzdem das nächste Spiel in Hoffenheim 1:5 und stiegen aus der Bundesliga ab. Aber vielleicht hatten sie dabei wenigstens gute Laune.