Wie fallen wir am besten vom Fleisch ab? Tiere mit Gräten züchten? Die Schweinereien hinter dem Schnitzel.

Es war Sommer. Die Grillen sangen. Und die Sänger grillten. Vor allem stritten sie über Kohle und Gasgrill. Klar war nur, Elektrogriller sind Turnbeutelvergesser. Aber jetzt haut das Feuilleton, angefeuert von Jonathan Safran Foers neuem Buch "Tiere essen", die Griller kollektiv in die Pfanne. Und der leckere Steaksaft schmeckt plötzlich nur noch blutig und moralinsauer.

"Immer weniger Menschen essen Fleisch"? Besser gesagt: Feuilleton-Redakteure haben immer mehr Vegetarier in ihrem Bekanntenkreis. Weltweit gibt es immer mehr Menschen, und auch der Pro-Kopf-Verbrauch steigt mit dem Wohlstand. Die deutsche Nachkriegsgeneration hält eine fleischlose Mahlzeit weiterhin für eine überproportionierte Beilage und fragt, wann es was "Richtiges" zu essen gibt.

Die Evolutionsbiologen sind sich einig: Ohne Fleisch gäbe es keine Vegetarier. Dass wir uns solche Gedanken überhaupt machen können, verdanken wir unserm Hirn. Und das konnte sich so entwickeln, weil wir bessere Eiweißquellen anzapfen können als die Kuh. Wenn Kühe kochen und braten könnten, stünden wir nicht vor dem Dilemma, sondern als Spezies auf der Speisekarte. Urmutter Lucy hatte vor 3,4 Millionen Jahren offenbar schon Steinwerkzeuge, um Fleisch von den Tierknochen zu schaben. Seitdem ist viel passiert: Aus dem angesengten Fleisch wurden Schnellrestaurants, die Tiefkühltruhe erspart die schweißtreibende Jagd, und statt gemeinsam ums Feuer zu sitzen, hockt jeder einsam vor der Flimmerkiste und schaut darin anderen beim Kochen zu.

Der Vorteil der energiereichen Nahrung wendet sich gegen uns: Wir platzen aus allen Nähten und aus local heating & eating wurde global warming. Denn die schlechteste Kohlendioxidbilanz haben beim Grillen nicht die Kohlen, sondern das Fleisch! Rinder brauchen für jedes Kilo Fleisch rund zehnmal so viel Getreide und 16 000 Liter Wasser. Die Fäkalien und Furze stinken zum Himmel, tragen zum Ozonloch bei und vergiften die Böden. Den Bauern steht die Gülle bis zum Hals. Kein Bullshit! Zudem fehlt das Getreide anderen als Grundnahrungsmittel.

Fazit: Für die Welt und für uns ist es gesünder, weniger Fleisch zu essen. Aber wie durchsetzen? Mein Vorschlag: nicht moralisch, sondern ganz praktisch die versteckten Kosten unserer Nahrungs-, Kühl- und Supermarktketten vor Augen führen, das Schnitzel plus die Schweinerei hinter den Kulissen. Ab sofort gibt es zu jedem Kilo Fleisch immer zehn Kilo Gülle mit dazu. Die muss jeder in offenen Plastiktüten mit nach Hause nehmen und sich selber um die Entsorgung kümmern.

Dann wird jedem klar: Einmal die Woche reicht dicke. Und dünne noch weniger. Grillen ist ein wunderbarer Luxus, solange man dabei die Welt und den Kopf nicht überhitzt.