Müssen sogenannte Kraftausdrücke oder Beschimpfungen eigentlich “politisch korrekt“ sein? Natürlich nicht.

Bei Goldman Sachs, der großen, zu Zeiten der Finanzmarktkrise viel genannten amerikanischen Bank, hat es wieder Ärger gegeben. Nicht wegen fauler Kredite oder grenzwertiger Finanzprodukte, sondern wegen der Umgangssprache der Banker. Bei Kongressanhörungen zur Finanzmarktkrise hatte man feststellen müssen, dass Flüche und Fäkalausdrücke zum gängigen Bestandteil verbaler Kommunikation in der Bank geworden waren. Im internen Schriftverkehr ist etwa von einem "shitty deal" die Rede, von einem beschissenen (oder dreckigen) Geschäft.

"So what?", möchte man die Goldman-Banker da fragen, na und? "Shitty deal?" Als jemand, dem reflexartig der Ruf "Scheiße!" entfährt, wenn er zum Beispiel Kaffee oder Rotwein auf die Auslegeware verschüttet oder beim Ausfüllen eines amtlichen Dokuments die falsche Zeile erwischt, ist man versucht zu sagen: Eure Sorgen möchte ich haben! Sollen die Banker, denen ein Deal schiefgegangen ist, ihren Ärger darüber politisch korrekt ausdrücken? Und wie wäre das?

Die amerikanische Aufsichtsbehörde für Rundfunk und Fernsehen FCC (doch, so was gibt's da) hat schon 2004 bei Höchststrafe von 325 000 Dollar verboten, Four-Letter-Words (zum Beispiel shit, vor allem aber fuck) auch nur "flüchtig" zu gebrauchen oder weibliche Personen "oben ohne" zu zeigen. Da muss dann ein schwarzer Balken drüber und über das F-Wort ein "bleep", ein Piepton, wie wir ihn von Anrufbeantwortern kennen. Es ist aber so, dass die adjektivische Bezeichnung des Geschlechtsakts in der amerikanischen Umgangssprache etwa so häufig vorkommt wie bei uns das Wort für Exkremente.

Nun hat jedoch ein New Yorker Berufungsgericht einer Klage der konservativen Senderkette Fox gegen die FCC stattgegeben, weil deren Verbote nicht wirklich dem entsprächen, was "gemessen an zeitgemäßen Standards offenkundig anstößig ist". Hinzu kommt, dass "Fuck you!" im Amerikanischen nicht auf den Geschlechtsakt zielt, sondern etwa "Fahr zur Hölle!" meint.

Kann es, soll es politisch korrekte Kraftausdrücke geben? Also, wenn mir jemand mit Bleep, bleep in den Ohren läge, würde ich Fuck you! antworten.