Rumänien und das Ende der Welt - oder was Witze aus der Zeit des Kommunismus erzählen.

Vergnügungssüchtig, wie ich im Urlaub bin, habe ich mir ein lustiges Buch mitgenommen: "Das komische Manifest" von Ben Lewis, das "Kommunismus und Satire von 1917 bis 1989" beschreibt. Klingt gravitätisch, historisch, gewichtig, ist aber eine grandiose Witzesammlung. Und das Schönste: Man kann jede Menge über die Geschichte des Kommunismus von den Jahren des Roten Terrors über die Nazizeit und den Kalten Krieg bis zum Ende des Ostblocks lernen oder, in meinem Fall: sich kopfnickend und lachend erinnern.

Im Vorwort taucht gleich einer der besten Witze auf, ein jüdischer Witz und ein (anti)kommunistischer zugleich, in dem ein alter Jude auf dem Totenbett den Rabbi um die Erfüllung seines letzten Wunsches bittet: Er will Mitglied der Kommunistischen Partei werden. Auf den erstaunten Blick des Rabbis erklärt er: "Es ist besser, wenn einer von denen stirbt als einer von uns."

Natürlich ist der Titel eine Travestie auf das berühmte "Kommunistische Manifest" von Marx und Engels: "Ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten", wird da dem Proletariat verheißen. Und das "Komische Manifest" führt Not, Elend, Gefangenschaft in Ketten, tödlichen Terror an, zuletzt im Ceausescu-Regime (lange Hätschelkind westlicher Koexistenzpolitik), das die krudeste und bestialischste Herrschaft führte, in der es weder Fleisch noch Toilettenpapier noch Heizung noch Tampons gab. Es gab einen Witz, berichtet die Zeugin des Autors: "Was ist in Rumänien kälter als das kalte Wasser? Das warme Wasser." Und das Buch endet quasi wieder in Rumänien. Wieder mit einer Frage: "Warum wird Rumänien das Ende der Welt überleben? Weil es in allem 50 Jahre hinterher ist."

Es gibt die Witze des Elends, etwa von den drei Hunden, dem polnischen, dem ungarischen und dem rumänischen, der die Situation in den drei Ländern kurz vor dem Exitus des Kommunismus trefflich festhält. "Sagt der polnische Hund: 'Ich bekomme kein Fleisch, aber ich darf bellen!' Sagt der ungarische: 'Ich darf nicht bellen, aber ich bekomme Fleisch!' Fragt der rumänische: 'Was ist bellen? Was ist Fleisch?'" Mit dem Ende im Jahr 1989 ist nicht alles zu Ende. Und so darf ich das Buch um einen eigenen Witz ergänzen.

1990 sagt eine Fee, dass sie einem Polen, einem Ossi und einem Wessi je einen Wunsch erfüllen würde. Wünscht sich der Pole: Vor jedem Haus in Polen einen Mercedes. Der Ossi möchte, dass die Mauer wieder steht. Und der Wessi? Er fragt: "Hat wirklich jeder Pole einen Mercedes?" Die Fee nickt. "Und steht die Mauer wirklich wieder?" Wieder nickt die Fee. Darauf der Wessi: "Dann wünsche ich mir einen kleinen Cappuccino!" Zu hoffen ist, dass auch dieser Witz inzwischen Historie ist.