Bald den Fuß im Tor zur Premier League? China will dem FC Liverpool ans Leder. Bisher stand der Fußball nicht auf der Agenda der Asiaten.

Wenn China erwacht, hatte Napoleon einmal prophezeit, erzittert die Erde. Tatsächlich erzittert nun der Fußball. Zumindest in England. Der FC Liverpool, eine Ikone des englischen Fußballs, der Verein von Kevin Keegan, Kenny Dalglish und Ian Rush, steht auf dem Einkaufszettel der Chinesen.

In China fallen längst nicht mehr nur Reissäcke um, sondern vor allem Geldsäcke. Investoren aus dem Reich der (unbegrenzten) Mittel gehen auf weltweite Shoppingtour. Chinesische Heuschrecken kaufen den Hafen von Piräus, Automarken wie Volvo und sogar den deutschen Wald.

Nun begab es sich, dass der legendäre Fußballklub von der Anfield Road mit fast 300 Millionen Euro verschuldet war und die Royal Bank of Scotland den US-Finanzjongleuren Tom Hicks und George Gillett nahelegte, den Verein zu verkaufen. Zu den Bietern gehört auch Kenny Huang, ein schillernder chinesischer Geschäftsmann. Huangs Firma QSL Sports hat gute Drähte zur China Investment Corporation (CIC), die das Geld des chinesischen Staates weltweit unter die Leute bringt. Die Chinesen wären nur eine weitere Farbe in der englischen Premier League, die schon der Russe Roman Abramowitsch (FC Chelsea), der Amerikaner Malcom Glazer (Manchester United) und Scheich Mansour Sajid al-Nahajan aus Abu Dhabi (Manchester City) als Bühne nutzen.

Der Fußball stand bislang nicht auf der chinesischen Agenda. Nur einmal, 2002, kickten sie überhaupt bei einer Weltmeisterschaft mit. Und ob eine Geldverbrennmaschine wie die englische Liga wirklich den Imagegewinn rechtfertigt, ist fraglich. Wie wohl Liverpools Hymne "You'll Never Walk Alone" als Chinaoper klingt?

Am Geld würde der Deal nicht scheitern. Als die Chinesen kürzlich Volvo kauften, legten sie mal eben 1,3 Milliarden Dollar in bar auf den Tisch. Vielleicht ist es auch nur die Farbe, die die Kommunisten an Liverpool reizt. Die "Reds" spielen seit jeher in roter Tracht. Rot? Müssen sich da die Deutsche Bahn, eine große deutsche Tageszeitung und die SPD Sorgen machen?