“Read my lips“ war einmal. Forscher haben die Handbewegungen der Politiker untersucht

Hand aufs Herz: Es ist sinnlos, Politikern aufs Maul zu schauen. Weil da ohnehin meist nur Lippenbekenntnisse rauskommen. Das amerikanische Volk ballt heute noch die Faust, wenn es sich an George Bush sen. erinnert, der 1988 versprach: "Read my lips: no new taxes." Hinterrücks muss der damalige US-Präsident die Finger gekreuzt haben, denn kurz nach der Rede knallte er die Steuern mächtig nach oben.

Folglich muss man den Politikern auf die Finger gucken. Das haben jetzt Forscher des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen getan. Fazit: Die meisten Staatschefs regieren mit starker Hand. Ausnahme ist natürlich Ex-Kanzler Gerhard "Acker" Schröder, der 2001 bekanntlich die "Politik der ruhigen Hand" zur Chefsache erklärt hatte. Für Spötter bis heute die euphemistischste Umschreibung für "Untätigkeit".

Na ja, der Körper regiert jedenfalls mit. Und zwar nicht nur bei Korruptionsskandälchen im Rheinland ("eine Hand wäscht die andere"), sondern auch im amerikanischen Wahlkampf, wie die Wissenschaftler ausgewertet haben: Obama - yes he can! - hat zum Beispiel eine starke Linke, mit der er als Linkshänder positive Nachrichten verstärkt. Bei negativen Meldungen schlägt der Präsident mit seiner "bösen" Rechten auf den Tisch. Egal, was Politiker sagen - wir Wähler erkennen an ihren Händen, was sie meinen.

Ein großes Rätsel bleibt dabei unsere Kanzlerin Angela Merkel, die mit ihren Händen andauernd eine Raute formt. Dieser "Merkelizer" signalisiert laut Experten, dass die Kanzlerin einen "komplexen Sachverhalt" vermitteln muss. Gut, davon gibt's in der schwarz-gelben Koalition reichlich. Kein Wunder, dass die Kanzlerin nur noch diese Geste macht. Vielleicht ist Angie aber auch nur HSV-Fan. Das wäre natürlich mal eine echte Neuigkeit!