Also, ich muss die Bahn verteidigen, die jetzt wieder in heißer Kritik steht, weil bei Hochgeschwindigkeitszügen ausgerechnet dann die Klimaanlage ausfällt, wenn es draußen heiß wird. Die armen Passagiere fühlen sich wie im Schwitzkasten, sie gleichen geräderten weißen Rettichen, die man mit Salz bestreut: Sie ermatten, verlieren ihre Schärfe, noch ehe sie in ihrer Verzweiflung mit dem Nothämmerchen die Scheiben einschlagen, was zu Recht aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Und auf freier Strecke halten geht auch nicht!

Mir ist das bisher noch nicht passiert. Denn die ICEs, die ich als häufiger Fahrgast benutze, haben schon im Winter ihren Geist aufgegeben. Sie erinnern sich? Als es kalt war. Und so erwische ich meistens einen ICE, der gar keiner ist, der nur so bezahlt werden muss und der mit alten Wagen durch die neue Zeit rumpelt. Im Sommer kann man froh sein, wenn man einen ICE erwischt, dem schon der Winter das Lebenslicht ausgeblasen hat. Väterchen Frost sozusagen. Es ist jeder weite auf der Nord-Süd-Strecke. Und wer kaputt ist, der kann nicht noch kaputter werden.

Auch ist es unfair, der Bahn vorzuwerfen, sie habe früher mit dem Slogan geprahlt: "Alle reden vom Wetter! Wir nicht!" Sie redet auch jetzt nicht vom Wetter, sondern vom Klima. Vor der Klimaerwärmung, die es damals so wenig gab wie die Klimaanlage. Wo es kein Klima gab, wozu da eine Klimaanlage? Ist doch klar!

Damals konnte man die Fenster öffnen, und es hieß auf Italienisch, dass man nicht spucken dürfe, non sputare, oder so ähnlich. Und Toiletten durfte man auf den Bahnhöfen nicht benutzen, weil alles unten rauskam, auch unten war alles offen. Und während der Fahrt passierte das, was im Fernsehen heißt: "Das versendet sich! Es verfliegt!!"

Und wenn es ganz heiß war - und heiß war es schon vor der Klimaerwärmung, dann wurde es in der Bordküche heiß, und die Eisenbahnköche öffneten die Fenster, während niemand aus denen spucken durfte, aber auf der Toilette sehr wohl. Und damals schrieb der "Spiegel" einen Artikel, dass man bei der Hitze und der Hygiene im Zug eigentlich nur noch hart gekochte Eier essen dürfte, weil die Küchenfenster neben den Toiletten offen waren.

Davon redete keiner! Aber vom Wetter. Hören Sie mir auf mit der guten alten Zeit vor dem Klimakterium!