Was sind schon die deutsche Niederlage bei der WM und das schlechte Wetter gegen Guido Westerwelle? Ein Plädoyer.

Es mag den Anschein haben, als sei ich am Sonnabend wegen der Ereignisse der Woche aus Deutschland nach Frankreich geflohen. Das Wetter. Der Fußball. Das drohende Ende der Regierung.

Aber dem ist nicht so. Ich kann es beweisen, ich habe die Reise ins Var schon vor Monaten gebucht, als keiner wissen konnte, was ich immer deutlicher weiß, dass nämlich Guido Westerwelle nicht nur sich und seine Partei dadurch, dass er nur noch peinlich ist, ins Bodenlose stürzt.

Das könnte ich gut ertragen, peinvolle Erklärungen, wenn er nicht, ja wenn er nicht Angela Merkel und damit die Bundeskanzlerin mit in den Abgrund risse. Eine bessere hatten wir nie, und nun gilt sie seinetwegen als die schlechteste.

Das hat sie nicht verdient!

Aber der Reihe nach. Nicht wegen des Wetters bin ich nach Frankreich, ins Departement Var, zu meiner Schwester geflogen! Geflogen und nicht geflohen! Hier herrscht die schlimmste Flutkatastrophe seit 180 Jahren. Seit 180 Jahren! Selbst für mich eine Zeit, an die ich mich kaum erinnern kann.

Ich fuhr also, dank des Fernsehens, sehenden Auges vom Regen in die Traufe. Kachelmann weiter hinter schwedischen Gardinen. Und das Wetter außer Rand und Band.

So bin ich nun mal, wenn ich vorher fest gebucht habe.

Auch dass unsere Jungs, scheinbar schmählich, gegen Serbien verloren haben und aus dem Himmel ("Wir werden Weltmeister") in eine Zitterstimmung ("O Gott! Wie gewinnen wir gegen Ghana?") gestürzt wurden, hat mich nicht nach Frankreich getrieben. Die Franzosen sind eher schlechter dran. Von Spanien und Italien ganz zu schweigen. Die EU lebt auch im Fußball über ihre Verhältnisse.

Auch dass Jogi Löw sich bei der Niederlage wie ein Rumpelstilzchen aufführte und unkontrolliert Mineralwasser um sich spritzte, hat mich nicht gestört. Er ist nicht das einzige Rumpelstilzchen in der deutschen Politik, der Kultur und dem Fußball.

Also, Westerwelle ist nicht an allem schuld. Aber ich muss gestehen, ich bin an ihm schuld! Nicht allein! Aber ich habe diese Nullnummer, diese verkörperte Peinlichkeit, von der ich nicht weiß, was schlimmer ist: ob er redet oder schweigt, ich habe ihn mitgewählt. Für Angie, für Merkel!

Und jetzt fällt mir als Wiedergutmachung nur Oscar Wilde ein: Ehen werden im Himmel geschieden! Merkel würde ich empfehlen: Lass ihn fahren! Nimm die Stones. Vor allem Steinbrück! Heirate meinetwegen sogar Gabriel. Wenn's sein muss. Aber trenne dich, trenne uns von unserem Mühlstein! Von Westerwelle! Soll er sich doch die verbleibenden 4,9 Prozent an die Schuhsohlen kleben!