Einmal noch und dann nie wieder. Ein Nachruf auf das Binnen-I, den großen Buchstaben für den kleinen Unterschied.

Wer hat's erfunden? Die Schweizer! Die Rede ist vom "Binnen-I". Das ist kein Zufluss der Binnenalster, sondern ein großer Buchstabe, der nachdrücklich auf einen kleinen Unterschied hinweisen soll. In den 80er-Jahren machte eine linke Schweizer Zeitung die bis dahin politisch unverdächtige Letter zu einem flammenden Fanal der Emanzipation. Nachdem die Welt ansonsten schon vielerorts zur Gleichberechtigung geschritten war ("Hier spricht die Anrufbeantworterin von ...), musste auch die bis dato altpatriarchalische Rechtschreibung einer Umerziehung unterzogen werden.

Sie kennen das: Von Stund an gab es "StudentInnen" und "FleischereifachverkäuferInnen". Allerdings sah sich der reputierliche Buchstabe I von NörglerInnen jäh als "Text-Erektion" verunglimpft. Doch damit soll nun Schluss sein. SprachforscherInnen fanden nun heraus, dass das "Binnen-I" immer unbeliebter wird - und zwar bei Frauen.

Das hat auch damit zu tun, dass ein Wort wie PolInnen emanzipationstechnisch zwar wertvoll, aber ziemlich dämlich zu lesen ist. Doch es gibt noch VerfechterInnen dieser Errungenschaft - wie die Grünen-Sprecherin für Frauen-Politik, Monika Lazar. Denn es ärgert sie, dass in einer Gruppe von Menschen oft ein einziger Mann ausreicht, um sprachlich die männliche Variante zu nennen. Lazars Rache ist fürchterlich: Sie spricht von Professorinnen, auch wenn da nur eine einzige Frau unter vielen habilitierten Kerlen sitzt.

Doch die Emanzipation gebar inzwischen etwas Neues: den Unterstrich - für Transsexuelle und andere erotische Multitasker. Bei einer Blogger_in zum Beispiel weiß man dann genau, dass man nicht so genau weiß.

Apropos Multitasking: Das Institut für Arbeit hat gerade per Studie mit dem alten Mythos aufgeräumt, dass Frauen besser als Männer mehrere Dinge gleichzeitig erledigen können. Couch-Fußballer (ohne Innen) wussten das schon immer: Endlich wird die einzigartige Fähigkeit zur lütjen Lage - Bier und Korn gleichzeitig beim Fernsehen - kulturhistorisch gewürdigt.