Teletubbies oder Blutgrätsche - immer mehr Spieler lassen sich Kunst auf den Körper stechen

Laa-Laa ist gelb, plüschig, hat Antennen auf dem Kopf und einen Wortschatz, der ungefähr ihrem Namen entspricht. Sie ist ein Teletubby und war um die Jahrtausendwende der Lieblingsgefährte von Kleinkindern. Und sie ziert den rechten Oberarm des italienischen Fußballprofis Daniele De Rossi. Ein Geschenk an seine Tochter Gaia, für immer eingebrannt in seiner Haut.

Nie zuvor haben die Spieler ihre Haut so offen zu Markte getragen, nie stachen ihre Tätowierungen so sehr ins Auge wie bei dieser Europameisterschaft. Während sich Fußballfans als Treuebeweis die Insignien ihrer geliebten Vereine in alle unmöglichen Körperteile stechen lassen, sehen ihre Idole aus, als wären sie wandelnde Panini-Sammelalben. Da erzählen sie in gestochen scharfen Bildern ganze Geschichten, da verewigen sie ihre Herkunft oder die Namen der Liebsten. Marco Reus hat sich sicherheitshalber sein Geburtsdatum auf den Unterarm stechen lassen - man kann ja nicht immer seinen Pass dabeihaben. Weibliche Vornamen auf den Innenflächen der Hände können auch als Spickzettel interpretiert werden: Wie heißt sie noch mal?

"Unsere Meinungen sind die Haut, in der wir gesehen werden wollen", fand schon Nietzsche. Die Körperkunst von heute hat mit Fußball meist nicht viel zu tun, außer wieder bei De Rossi. Die Wade des italienischen Abräumers ziert ein Warndreieck mit einer eindeutigen Botschaft an die Gegenspieler: Achtung, Blutgrätsche!

Da könnten die deutschen Nationalspieler im Halbfinale doch mal schnell gegenhalten. Manuel Neuer sticht sich ein undurchdringliches Fangnetz, Mesut Özil einen Wirbelsturm und Mario Gomez ein (Kopfball-)Ungeheuer. Nur Mut zur Nadel!

Der großflächig verzierte Däne Daniel Agger hat auf seinem Knöchel verewigt, was alle Tätowierten verbindet: "Schmerz vergeht." Aber das Tattoo bleibt. Selbst bei der Gletschermumie Ötzi sind nach 5000 Jahren noch die Spuren irgendwelcher Einritzungen zu sehen. Aus dieser Haut kann niemand mehr fahren.