Warum bloß schleppt die ganze Welt Wasserflaschen und Kaffee in Plastikbechern mit sich herum?

Der Strudel der Globalisierung wirbelt die Welt gewaltig durcheinander. Aber nicht nur am Auf und Ab von Börsenkursen ist das erkennbar. Die weltumspannende Wirtschaft hat unseren Alltag tief durchdrungen, bestimmt unsere Lebensgewohnheiten. Globalisierung kann man auch hören, schmecken und riechen.

Auf Flugplätzen etwa. Ganze Heerscharen von Anzugträgern ziehen liebevoll ihre auf maximale Handgepäckgröße formatierten Rollköfferchen hinter sich her, als gelte es, Waldi Gassi zu führen. Die Geräuschkulisse erinnert an das Kullern von Eierkohlen auf den Fließbändern der untergegangenen Industrie-Ära. Allgegenwärtig ist auch das Gluckern von 1,5-Liter-PET-Flaschen. Seit irgendein amerikanischer Arzt herausgefunden haben will, dass der Mensch wie ein Wiederkäuer trinken müsse, ist die Wasserflasche ständiger Begleiter. In Büros, Schulklassen, Hörsälen und selbst in Innenstädten. Flaneure haben sich mit Getränken eingedeckt, als gelte es, die Wüste Gobi zu durchqueren - und nicht eine von Imbissbuden, Supermärkten, Kneipen und Cafés gesäumte Fußgängerzone. Apropos Kaffee: Mittlerweile hat sich auch der Aberglaube durchgesetzt, dass der am besten laut geschlürft aus Pappbechern mit Plastikdeckel schmeckt. Oder durch Milchschaum derart verdünnt, dass allenfalls noch der italienische Name des Gesöffs anregend wirkt. Der Becher in der Hand täuscht zumindest große Eile und damit Wichtigkeit im transnationalen Getriebe vor. So wie die Pizza am Arbeitsplatz: olfaktorisch eine Indoor-Klimakatastrophe, kulinarisch egal, ob der Inhalt oder die fettdurchtränkte Verpackung verdrückt werden.

Aus den Ohren hängen oft weiße Drähte. Entweder, um stets mit dem Weltgeschehen verbunden zu sein. Oder um sich davon abzuschotten. In Mode gekommen sind auch wieder an die bunten 70er-Jahre erinnernde ohrwärmende Köpfhörer. War eben nicht alles schlecht früher. Vielleicht kommen ja auch Genussfähigkeit und sozialverträglichere Umgangsformen mal wieder in Mode.