China rätselt über einen seltsamen Fund, den Kaiser Qin Shi Huangdi und den Trost einsamer Männer

Als die Bewohner des westchinesischen Weilers Liucunbu kürzlich einen neuen Brunnenschacht gruben, stießen sie auf ein seltsames Objekt. Rosa war es und von weicher Konsistenz, einem großen Pilz nicht unähnlich, mit feinen, rätselhaften Details an der Unterseite. Ratlos alarmierte man die Medien, und die Star-Reporterin Yunfeng Ye konnte der staunenden Nation verkünden, dass nicht einmal 80-Jährige jemals etwas Derartiges erblickt hätten.

Man kam zu dem Resultat, das Objekt ähnele stark einem gewissen Lingzhi-Pilz aus der Gattung Ganoderma, vulgo "Glänzender Lackporling". Und nun nahm die Sache Fahrt auf, man witterte eine Sensation. Hatte nicht Chinas erster Kaiser, der sich gottgleich wähnende Qin Shi Huangdi, der die Große Mauer ausbaute und seine gewaltige Grabanlage mit Abertausenden Terrakotta-Kriegern schützen ließ, in einem unentdeckten Lingzhi-Pilz das Geheimnis des immerwährenden Lebens vermutet?

Der grausame Monarch hatte mit allen Mitteln versucht, ewig zu leben, und in allen Winkeln seines Reiches nach dem Elixier des Lebens suchen lassen. Seine Ärzte rieten dem Kaiser schließlich stattdessen zur Einnahme großer Mengen Quecksilber - mit eher suboptimalem Ergebnis: Der Monarch wurde vor seinem frühen Tod verrückt.

In Liucunbu glaubte man, nun jenen Wunderpilz entdeckt zu haben, nach dem der Gottkaiser sich vergebens verzehrt hatte. Bis das Objekt, in einem Wassereimer schwimmend aufbewahrt und großäugig bestaunt, im Fernsehsender einem Millionenpublikum vorgeführt wurde. Von lebenserfahrenen Städtern wurde es rasch als das identifiziert, was es ist: eine für einsame Männer nützliche Vorrichtung aus dem Sexshop, die hierzulande früher unter dem Begriff "Seemannsliebchen" firmierte. Wie es in das dörfliche Erdreich gelangte, ist bislang ungeklärt. Es bleibt nachzutragen, dass die investigative Reportage der Journalistin anstatt eines Pulitzerpreises zunächst einmal homerisches Gelächter quer durch das Reich der Mitte eingetragen hat.