Mehr als 5000 Kartoffelsorten gibt es weltweit. Einige taugen sogar als Sauna-Zugabe

Was sich hinter den folgenden Namen verbirgt, ist im Wortsinn fast vergessen: Bamberger Hörnchen, Blaue Schweden und Rote Tannenzapfen heißen uralte Kartoffelsorten, die inzwischen nur noch von Liebhabern seltener Pflanzen vor dem Aussterben gerettet werden. So an diesem Sonnabend beim Pflanzkartoffeltag in Angermünde (Uckermark), wo der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen solche Knollen anbietet. Den Schatz schnell verbuddeln ist dabei identisch mit dem Erhalt genetischer Vielfalt. Immerhin gibt es weltweit 5000 Kartoffelsorten, und da sind Pommes und Chips nicht mal mitgerechnet.

Womit wir beim Verzehr sind. Da zeigt die Kartoffel trotz ihrer Stärke Schwächen. Landeten vor 100 Jahren unglaubliche 285 Kilo im Magen eines jeden Deutschen, waren es laut Statistischem Bundesamt 2011 nur noch schlappe 56,8 Kilo im Jahr, also ein guter Zentner plus Zugabe. Dafür hätten unsere Großeltern kaum ihre Kartoffelkellerkiste gelüftet. Zumal in dieserGeheimnisvolles geschieht.

So wandelt sich Linda bei Lagerung von einer fest- zur mehligkochenden Knolle. Eine Unzuverlässigkeit, die ihr das Bundessortenamt vor Jahren übel nahm, zumal sie zusätzlich als anfällig für Krautfäule und Virusnekrosen gilt. Doch als die Sorte verboten werden sollte, kochten in Deutschland die Emotionen hoch, die Wut eingefleischter Kartoffelesser schäumte über. Inzwischen ist Linda, die Liebhaber ihres Geschmacks wegen schätzen, wieder erlaubt. Frei nach dem Motto "Bewahren durch Aufessen", ein Zitat des Nutzpflanzen-Vereinschefs Thomas Ebel.

Vielseitiger können Kartoffeln nicht sein. Im niederbayerischen Bad Füssing, in Deutschlands einziger Kartoffelsauna, wird ein Brei aus Stampfkartoffeln, Salz, Mandelöl und Thermalwasser auf die Haut gepappt. Das spendet Feuchtigkeit und erneuert Zellen. Wen wundert's? Die unterirdische Knolle hat überirdische Kräfte. Selbst unsere Erde ähnelt dank der Schwerefelder mehr der Kartoffel als einer Kugel. Kugel hieße in diesem Fall Knödel.