Überfluss oder überflüssig? Was Mandarinenbier, ein neues Parfüm und einen Super-BH verbindet

Der Eindruck, dass guter Geschmack sich nicht direkt proportional zum Einkommen entwickelt, drängte sich schon beim Aufschwung der russischen Wirtschaft auf. Die Definition von Luxus fällt eben für jeden anders aus. Erst die kleinen Extras geben dem Leben Würze, erst die inbrünstige Hinwendung zu ganz vielen Schuhen unterscheidet das Homo-sapiens-Weibchen vom Pantoffeltierchen, das auf selbige ohne Murren verzichtet.

Doch inzwischen scheint sich die Überflussgesellschaft gleichsam selbst zu überholen. Die Grenze zwischen Überfluss und überflüssig ist inzwischen nicht nur fließend, sondern treibt manchem das Wasser in die Augen. Natürlich nur aus Mitleid mit den Kreativen, die sich die Nächte um die Ohren schlagen müssen, um dem verwöhnten Kunden den nächsten Kick zu bieten.

Nehmen wir nur einmal die flüchtige Welt der Parfüms. Da reichen Kopf- und Herznoten rund ums Maiglöckchen schon längst nicht mehr aus, um sensible Näschen zu stimulieren. Der neue Duft "Pear Blossom" lockt ab April unter anderem mit Schlagsahnedüften. Sollte der Herr dann immer noch nicht anbeißen, hilft gegebenenfalls zusätzlich ein frisch servierter Pflaumenkuchen.

Das Herbe ist den Männern offenbar ja schon abhandengekommen. Der Softie von Welt soll nämlich ab 2013 neue Biersorten trinken - mit Mandarinen-, Stachelbeer- oder Honigmelonengeschmack. Spezialzüchtungen machen's möglich, teilte die Gesellschaft für Hopfenforschung gestern mit. Das Reinheitsgebot - geopfert der Generation Gummibärchengeschmack.

Ebenfalls mit allen Tricks sollen sich nun die Frauen faltenfrei schlafen. Nein, nicht durch innen getragene Plastikkissen, sondern durch einen neuen Wunder-BH, der heute exklusiv für Deutschland in Hamburg vorgestellt wird. "La Decollette" soll die steile Falte zwischen den Brüsten verschwinden lassen, weil er auseinanderhält, was nachts in der stabilen Seitenlage aufeinanderfällt. Büstenentfalter statt Büstenhalter - in anderen Ländern soll er der letzte Schrei sein. Der allerletzte.