Was Erdkröten auf der Wanderung erwartet. Sie sind nicht so dumm, wie mancher Politiker denkt

Wer bei vorfrühlingshafter Witterung von einer "Schönheit mit Goldaugen" träumt - und dabei eine warzige Erdkröte vor Augen hat -, muss ein Lurch- und Reptilienfreund sein. Diese "Herpetologen" geraten in diesen Tagen in Verzückung. Denn in Deutschland hüpfen im Märzen die Laichbereiten unter den Millionen "Bufo Bufo" - so der wissenschaftliche Name der Erdkröte - dermaßen ahnungslos auf gefährliche Straßen, als hätte sie ein Artgenosse mit dem Zuruf "Sei kein Frosch" dazu aufgerufen.

Dabei stößt ihr Lautrepertoire beim kläglichen "ük, ük, ük" schon an Grenzen. So hört sich das an, wenn ein Männchen, getrieben vom blinden Irrtum, ein anderes Männchen hinterrücks umklammert. Dieses Verhalten zeigen sie sonst nämlich nur bei Krötenweibchen, die artbedingt hier eindeutig das starke Geschlecht sind. Die mit zwölf Zentimetern locker einen Kopf größeren KrötInnen nehmen gern ein Herrchen huckepack, wenn sie die bis zu 1000 Meter zum vertrauten Laichsee zurücklegen. Mit Begattung hat der Körperkontakt noch nichts zu tun, denn erst wenn die manchmal 3000 Eier schnurartig in zwei bis vier Reihen im See versenkt sind, schreitet das Männchen zur Besamung.

Immer vorausgesetzt, die Natur nimmt ihren Lauf.

Denn für viele Erdkröten endet die Welt am eigens nach ihnen benannten (Kröten-)Zaun, der sie vor den Tücken des (Auto-)Verkehrs schützen oder sie Richtung sicherer Untertunnelung umleiten soll. Mancherorts sammeln Tierschützer am Hindernis die Amor-Läufer ein und transportieren sie per Menschen-Pedes ins Gewässer.

Eins jedenfalls haben die Froschartigen nicht verdient: dass sie von Politikern für dumm verkauft werden.

So hatte FDP-Chef Philipp Rösler kürzlich gleichnishaft erzählt, der Frosch, setze man ihn in kaltes Wasser und erhöhe langsam die Temperatur, bliebe hocken, bis er gare. Stimmt nicht, widersprach jetzt der Hamburger Froschforscher Alexander Haas in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Frosch springe, "sobald es brenzlig wird". Da hat Herr Rösler doch ein Pferd vom Frosch erzählt.