Dicke Autos, dreiste Fahrer - eine amerikanische Studie scheint Vorurteile zu bestätigen

Nichts ist unmööööööglich. Den Werbespruch eines japanischen Autobauers haben US-Wissenschaftler tief verinnerlicht. Wie sonst wären sie auf die Idee gekommen, an einer Straßenkreuzung der Frage nachzuforschen, ob Reichtum rücksichtslos macht - ausgerüstet mit einer simplen Strichliste?Ihre Antwort vorweg: Wer einen "dicken Schlitten" steuert, schert sich auffallend seltener um seine Mitmenschen als die Fahrer billiger Karossen.

Wer jetzt "Vorurteil" schreit, macht sich verdächtig, selbst ein ansehnliches Vermögen zu haben. Leider hilft das auch nicht, die seit vielen Tausend Jahren geübten Denkmuster auszumustern. Schon die Evangelisten ernteten Kopfnicken mit ihrem Spruch "Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme". So viel zum Straßenverkehr in biblischen Zeiten.

Die Verkehrskreuzung, die das Forscherteam von Paul Piff (Berkeley-Universität Kalifornien) sich vornahm, enthüllte Unmoral: Fahrer von Oberklassewagen nahmen auffallend häufig anderen die Vorfahrt, missachteten Stoppschilder und ignorierten Fußgänger am Zebrastreifen. Das entscheidende Kriterium für fragwürdiges Verhalten waren stets Marke und Zustand desWagens und nicht das (geschätzte)Alter oder das Geschlecht der Fahrer.

Verdirbt Geld den Charakter? So simpel drücken Hochschulprofessoren sich nicht gerne aus. Besser klingt: "Besitz schafft Distanz." Auch zu Moral und Mitmenschen.

Allein der Gedanke an Barvermögen verändert den Menschen bereits, hatten zuvor Neuropsychologen der Uni Minneapolis (USA) herausgefunden. Sie ließen Versuchsteilnehmer 100-Dollar-Scheine zählen und dann Zeige- und Mittelfinger in 50 Grad heißes Wasser tauchen. Das war denen weniger unangenehm als Vergleichspersonen, die statt des Geldes weißes Papier gezählt hatten. Leider haben die Wissenschaftler versäumt, die Probanden zu fragen, welches Auto sie fahren. Die mit den dicksten Schlitten hätten vielleicht heißeres Wasser verlangt.