Kamera läuft - und stammeln, bitte! Von Oscar & der Berlinale und der Frage: Wie freut man sich richtig?

Wenn Hollywood-Mimen ungläubig dreinschauen und dabei über Gott sprechen, dann ist Oscar-Verleihung. In zwei Wochen wird der begehrteste Filmpreis der Welt wieder verliehen. Und wieder werden sich Millionen von Zuschauern vor den Fernsehern im falschen Film wähnen, wenn dem einen oder anderen ausgezeichneten Schauspieler zum Schweigen die passenden Worte fehlen. Was soll man auch sagen, so ohne Drehbuch für die Dankesrede?

"Oh my God, oh my God", stammelte Halle Berry 2002, nachdem ihre Kollegin, "Pretty Woman" Julia Roberts, im Jahr zuvor gleich Gott UND der Welt gedankt hatte - nämlich "jedem Menschen, dem ich jemals begegnet bin". Weniger theatralisch wird es wohl im Kodak Theatre zugehen, sollte der für zwei Oscars nominierte Brad Pitt am 26. Februar die goldene(n) Trophäe(n) entgegennehmen. Oben angekommen werde er sich sicherlich nicht an höchster Stelle bedanken. Denn mit der Religion habe er's nicht so, antwortete Mr. Angelina Jolie auf die Gretchenfrage. Er glaube zwar - aber nur an sich. Sonst pendele er "irgendwo zwischen Agnostik und Atheismus", sagte Pitt, der im tief religiösen Mittleren Westen der USA, im sogenannten Bible Belt, aufgewachsen und in Los Angeles groß geworden ist. Gut: Dass Pitt pendelt, war bekannt. Allerdings ging es dabei bisher nur um die Wege zwischen den diversen Wohnsitzen des Jolie-Pitt-Clans.

In der deutschen Hauptstadt fühlt sich die berühmteste Patchworkfamilie der Welt bekanntlich auch sehr wohl. Gerade ist seine Lebensgefährtin mit ihrem jüngsten Baby (nein, nicht adoptiert, sondern selbst gemacht), ihrem Regiedebüt "In the Land of Blood and Honey", an der Spree, wo heute die Berlinale beginnt.

Dankesreden werden natürlich auch dort gehalten. Hoffentlich fallen sie nicht so ernüchternd aus wie Til Schweigers Ansprache neulich beim Quersprecher, ähm, Querdenker-Preis. Das lief ja eher so lalla.

Da nehme man sich ein Beispiel an Alfred Hitchcock, der bei der Oscar-Verleihung 1968 einen Ehrenpreis entgegennahm. Er baute gekonnt die Spannung auf - und sagte dann schlicht "Thank you". Danke dafür.