Klick die Dummköpfe an. Ein Land macht im Internet mobil gegen Beamtenwillkür

Gerät ein Autofahrer in eine russische Verkehrskontrolle, legt er besser gleich ein paar Rubel-Scheine zwischen seine Papiere. Tut er das nicht und fragt eventuell auch noch, was er denn falsch gemacht habe oder ob mit dem Auto etwas nicht in Ordnung sei, lautet eine Standardantwort: "Sollen wir wirklich erst suchen?" Ein Ja würde den Preis deutlich steigen lassen ... Die "sladka bulitschka" (süße Brötchen), wie das Bakschisch auf Russisch heißt, streichen die wackeren Verkehrshüter gern zusätzlich zu ihrem kargen Lohn ein.

Und nicht nur sie. Russlands Beamte haben insgesamt einen denkbar schlechten Ruf - was sich auch statistisch belegen lässt. 50 000 Verfahren wegen Korruption hat es im vergangenen Jahr gegeben. Nach Angaben von Transparency International landet Russland 2011 im Bestechungsindex auf Platz 143 von insgesamt 182 Ländern. Ein ähnliches Ergebnis wiesen Aserbaidschan, Weißrussland, die Komoren, Mauretanien, Osttimor und Togo auf. Immerhin: 2010 belegte Russland noch Platz 154. Ein leichter Trend zur Besserung ist also erkennbar.

Doch weder die Regierenden noch die Regierten sind mit dem erreichten Stand zufrieden. Die Anhängerschaft von Präsident Dmitri Medwedew ruft jetzt ein Internetportal ins Leben, auf dem Bürger Beamtenwillkür zur Sprache bringen sollen. Der klingende Name: "Russland ohne Dummköpfe" - womit dann auch gleich der soziale Status der Staatsdiener geklärt wäre. "Zurzeit läuft die Testversion, vollumfänglich startet die Seite nach dem 15. Januar", sagte einer der Macher des Portals jetzt der "Iswestija". Auf einer interaktiven Karte sollen die angemeldeten Benutzer den Prozess der Lösung eines konkreten Problems verfolgen können - zuerst wird es rot markiert sein; im Laufe der Beseitigung der "Dummheit" wird es gelb und schließlich grün.

Nun lassen sich die Verhältnisse in unserer gewachsenen und durchorganisierten Verwaltung nicht mit den russischen vergleichen. Aber ein paar Amtsstuben könnten auch in Deutschland noch etwas mehr Grün vertragen.