Leeres Gerede stört die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern.

Wie Politiker ihre Worte wählen, entscheidet darüber, ob sie von den Wählern verstanden werden oder nicht. Und da hapert es. Denn allzu oft benutzen Politiker die Formeln und den Jargon, mit dem sie sich untereinander verständigen, auch im Umgang mit ihrem Publikum, das weder diese Formeln noch den Jargon versteht. Oder sie blasen Allgemeinplätze zu schicksalhaften Erkenntnissen auf, etwa so: Dies sei ein Jahrzehnt, "das klarmacht, dass ein Land nicht über seine Verhältnisse leben kann" (Guido Westerwelle letzte Woche).

Oder die Politiker beschimpfen sich. Das mögen die Wähler zwar auch nicht so gern, aber Zoff ist ihnen wenigstens geläufig. Zum Beispiel vergangene Woche das von der ziemlich zermürbten christlich-liberalen Koalition aufgeführte Spektakel: "Wildsau" kontra "Gurkentruppe".

Wir erinnern uns: CSU-Chef Horst Seehofer lässt den Gesundheitsminister Rösler (FDP) gegen die Wand laufen, durch die dieser mit der so genannten Kopfpauschale wollte. Das erbost Röslers Staatssekretär Bahr (gleichfalls FDP) derart, dass er schimpft: "Die CSU ist als Wildsau aufgetreten, sie hat sich nur destruktiv gezeigt."

Worauf CSU-Generalsekretär Dobrindt zurückkeilt, die FDP entwickle sich "zur gesundheitspolitischen Gurkentruppe", bei der "Sicherungen durchgeknallt" seien. Dann wieder Bahr: "Das CSU-Verhalten ist schizophren"; und eine "Rustikalität" wie den "Wildsau"-Vergleich muss nach Ansicht der FDP-Spitze Seehofer eben aushalten. Der aber verlangt nun ein Spitzengespräch über den Vorfall bei der Bundeskanzlerin, einen "Wildsau"-Gipfel sozusagen.

Der Unterhaltungswert dieser Kontroverse ist zweifellos begrenzt. Joschka Fischer, der seinerzeit dem amtierenden Bundestagspräsidenten Stücklen zugerufen hat "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch", findet die "Wildsau", die "Gurkentruppe" und das (auf Verteidigungsminister zu Guttenberg gemünzte) "Rumpelstilzchen" zwar "nicht hitverdächtig", aber in einer parlamentarischen Demokratie auch nicht ungehörig. Und er findet es "große Klasse", dass weiland Herbert Wehner den CDU-Abgeordneten Wohlrabe vor dem versammelten Parlament in "Übelkrähe" umgetauft hat.

Der Meinung kann man sein, man kann sogar den Verlust dieser Form von parlamentarischem Kabarett beklagen, wenn man darüber die wahre Ursache für die gestörte Kommunikation zwischen der Politik und den Bürgern nicht vergisst. Neben dem respektfreien Umgang der Politiker miteinander ist es ihre Neigung zu leerem Gerede und ihr Unwille, verständlich zu sagen, was sie tun.