Viele deutsche Kinder leiden an “Naturmangelstörung“ - das geht aus dem “Jugendreport Natur 2010“ hervor. Bitte das Rüdiger-Nehberg-Gen aufwecken!

So manche Quizfrage war natürlich fies, aber das Ergebnis des "Jugendreports Natur 2010" ist eindeutig: Unter Deutschlands Kindern herrscht eine erschreckende Naturvergessenheit, wobei sich diese spezielle Unterbelichtung bei Stadtkindern und Landeiern seltsamerweise die Waage hält.

In den USA, vor allem aber in England, wo sich inzwischen mehr Kinder verletzen, weil sie aus dem Bett fallen anstatt von einem Baum herunter, kursiert dieses Phänomen der "Naturmangelstörung" (Nature Deficit Disorder) bereits seit fünf Jahren. Es stammt aus der Feder des Autors Richard Louv, der in Werken wie "I love dirt!" ("Ich liebe Matsch!" - das Buch kommt sicherlich bald auf die Liste der jugendgefährdenden Schriften) - die These vertritt, dass man "Rehkids" bloß mehr Zeit und Freiheit geben müsse, um die Natur zu entdecken, die bekanntlich sogar in der Stadt existiere!

Fakt ist: In jedem halbwegs gesunden Kind schlummert von Geburt an das Rüdiger-Nehberg-Gen. Es ist verantwortlich fürs Schneckenlutschen und Würmeressen, fürs Gräser- und Beerenpflücken, fürs Baumhäuserbauen und Ameisenhügeluntersuchen. Gut die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen würden laut "Jugendreport" gerne häufiger durch echte Wälder und Felder streifen anstatt durch die virtuellen Welten ihrer Ballerspiele. Bloß warum tun sie es dann nicht? Ganz einfach: Weil moderne Eltern hyperbesorgt wie Polizeihubschrauber über den Köpfen ihrer Kinder kreisen.

Schließlich lauern draußen lauter entsetzliche Gefahren: heiße Sonne und nasser Regen, Runterfallen, Hinfallen, Beulen, Kratzer, Zeckenbisse, im Extremfall eine Platzwunde, ein gebrochener Knochen oder gar eine verdreckte und eingerissene Designerjeans. Dass juveniler Forscherdrang jedoch meistens ohne größere Schäden befriedigt wird, liegt an den Kindern selbst. Sie besitzen einen natürlichen Instinkt für Gefahren, der selten versagt. Außer ein Kind hat das unglaubliche Pech, Mitglied im falschen Stamm der (katholischen) Pfadfinderschaft zu sein.