Von einem kettenrauchenden Jungen aus Indonesien, einem YouTube-Hit und der Realität in deutschen Kinderzimmern.

Als der Londoner Designer Daniel Goddemeyer seine niedliche Kinderpuppe "Smoke" ("Rauch") taufte, war klar, dass er damit einen Hintergedanken verfolgte. Kinder, die nach diesem Spielzeug greifen, stutzen nur kurz, denn bei Berührung hebt und senkt sich der Brustkorb der Puppe, als würde sie atmen. Das technisch-raffinierte Innenleben rastet aber hörbar aus, sobald des Püppchens Sensornase den Hauch von Zigarettenqualm erschnuppert. Dann wird "Smoke" nervös und röchelt und hustet, dass einem angst und bange wird.

"Smoke" soll Eltern schocken, die sich lieber eine anstecken, als auf ihren Nachwuchs Rücksicht zu nehmen. Die Puppe ist ein Sinnbild dafür, dass Menschen schneller zu überzeugen sind, wenn sie die schädlichen Folgen ihres Tuns sofort vor Augen haben. Die Erkenntnis, Zigarettenrauch könnte dem eigenen Kind vielleicht irgendwann mal auf die Gesundheit schlagen, wirkt dagegen völlig blass.

Hoffen wir, dass die Internetnutzer, die sich zu Zehntausenden das YouTube-Video von dem erst zwei Jahre alten, aber kettenrauchenden Ardi herunterladen, ähnliches Mitgefühl entwickeln wie die erwachsenen Betrachter der Puppe "Smoke". Denn dass der kleine Indonesier Ardi Wutanfälle bekommt, wenn sein Konsum von 40 Zigaretten am Tag länger unterbrochen wird, entspricht den Erkenntnissen der Suchtforscher. Bekannt ist auch, dass Eltern in ähnlichen Fällen ihr Raucherkind zur Schau stellten - gegen Bares.

Ardi ist inzwischen auf Entzugs-Kur und in Obhut des örtlichen Kinderschutzbund-Chefs, Arist Merdeka. Viele Eltern, die rauchen, seien sich der Gefahr nicht bewusst "und geben ihren Kindern Zigaretten", sagte er.

Indonesien, das Land mit Riesen-Tabakplantagen und 60 Prozent Raucheranteil bei den Männern, liegt weit weg? In Deutschland müssen Tag für Tag 1,7 Millionen Kinder zu Hause Tabakqualm einatmen, haben gerade erst Forscher des Deutschen Krebsforschungsinstituts nachgewiesen.