Ein deutscher Bioakustiker hat entschlüsselt, wie sich die Rindviecher verständigen. Gerhard Jahns erforscht am Computer Tierstimmen.

Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe. So stellen wir uns unsere glücklichen Milchkühe auf ihrer sattgrünen Weide vor, in Schwarzbunt, Zotteligbraun oder Lila. Aber was sich für unsere Ohren wie ein "Muuuh" oder bestenfalls wie ein stimmgewaltiges "Booaah" anhört, kann entweder heißen: "Ich habe Durst" oder "Gleich lege ich einen prächtigen Kuhfladen ab" oder "Ich glaub, ich hab Rinderwahn".

Es gibt nämlich Menschen, die sich ernsthaft einer Wissenschaft namens Bioakustik hingeben. Der Agrarforscher Gerhard Jahns aus Wendeburg bei Peine, der am Computer Tierstimmen erforscht, kann hustende Schweine, unter Wasser blubbernde Orcas und mampfende Käfer am Ton erkennen. Jetzt hat er bei den wiederkäuenden Almas, Bellas und Susis ein Spektrum von zehn verschiedenen Lauten identifiziert. Diese in Nuancen unterschiedlichen Muhs sollen ausdrücken, was so ein Rind gerade denkt, fühlt oder seinen Artgenossen mitteilen möchte.

Bioakustiker Jahns hat so etwas wie ein Wörterbuch der Kuh-Sprache ersonnen. Deutsch - Kühisch, sozumuhen. Ob die Tiere Fremdsprachen beherrschen? Weil die englische "Moo" sagt, die französische "Meuh", dürften sich die Damen verstehen ...

Zehn Töne mögen wenig sein. Aber die Kuh hat im Lauf der Evolution auf Schmerzenslaute verzichtet - damit ein lädiertes Tier keine Raubtiere anlockt. Eigentlich doch ganz schlau. Vielleicht haben die Rindviecher ihren schlechten Ruf als tumbe, rülpsende und furzende Klimakiller gar nicht verdient.

Es geht schließlich auch auf keine Kuhhaut, was manche Menschen so absondern. Bei einigen Schlagersängern, Talkshowgästen oder Dokusoap-Darstellern hat man oft den Eindruck, als würden auch ihnen zehn verschiedene Laute für ein Gespräch ausreichen. Alfred Tetzlaff mag es gewusst haben, als er seine Else "dusselige Kuh" nannte.

Heinz Erhardt hat das Verhältnis von Rindvieh und Mensch treffend beschrieben: "Träumend und das Maul bewegend, schautse dämlich durch die Gegend, grad wie du, grad wie du."