Malta gilt als das katholischste Land der Welt. 98 Prozent der Bevölkerung haben im Papst ihr religiöses Oberhaupt.

In dieser Beziehung können ihnen nicht einmal die gottesfürchtigen Polen das Weihwasser reichen. Und wenn die Malteser in ihrer semitischen Sprache von Gott reden, nennen sie ihn Allah.

Mit "So wahr mir Gott helfe" hat Niedersachsens frischgebackene Sozialministerin Aygül Özkan ihre Eidesformel in Hannover beendet. Gemeint hat sie damit Allah. In einer Erklärung ihres Hauses hieß es, Özkan berufe sich als gläubige Muslimin "ausdrücklich auf den einen und einzigen Gott", der dem Judentum, dem Christentum und dem Islam gemeinsam sei.

Ganz schön verwirrend. Für manche Theologen derart, dass ihre göttliche Ordnung durcheinandergerät. "Wir Christen sehen schon einen deutlichen Unterschied zwischen unserem Gott und Allah", meinte in "Bild" der Sprecher der Hannoverschen Landeskirche, Johannes Neukirch. Und der Sprecher des katholischen Bistums Essen, Ulrich Lota, pflichtete ihm in seltener ökumenischer Eintracht bei: "Theologisch sind der Gott der Christen und der Gott des Islam nicht gleichzusetzen."

Stimmt. Über das Wesen Gottes, die Dreifaltigkeit oder die Selbstrechtfertigungslehre streiten christliche Theologen seit beinahe 2000 Jahren. Mit feinsinnigen Argumenten, aber auch handfest bis zum Religionskrieg. Streit mit anderen Religionen kann da nicht ausbleiben. Nur ist es Frau Özkan bestimmt nicht um theologische Klärung gegangen. Sie wollte einfach deutlich machen, dass sie ein höheres Wesen als letzte moralische Instanz anerkennt. So wie ihre christlichen Amtsbrüder auch.

Wichtiger als Streitereien über ohnehin nicht endgültig zu klärende Fragen sind die Suche nach Gemeinsamkeiten und der Respekt voreinander. Und das über Religions- und Weltanschauungsgrenzen hinweg. Man kann das auch schlicht Toleranz nennen. Das sehen inzwischen auch der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke und der Präsident des EKD-Kirchenamts, Hermann Barth, so. Gott sei Dank!