Nicht nur Vuvuzuelas, sondern auch die Werbe-Spots nerven schon vor der Fußball-WM in Südafrika, die am 11. Juni beginnt.

Eine ganze Elefanten-Stampede schien am Wochenende durch die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena zu toben. "Möööööööööööööööp!" Anders gesagt: Die Posaunen von Jericho zerschmetterten das HSV-Abwehrbollwerk, und Bruno Labbadia ging die Puste aus. Denn ein Hoffenheimer "Business Premium Partner" hatte vor Spielbeginn 5000 Vuvuzuelas im Publikum verteilt. Und wo eine Vuvuzuela (eine in den 90er-Jahren in Südafrika entwickelte billige Plastiktröte) ist, da sind die Erinnerungen an deutsche Betonschüssel-Stadien der 80er-Jahre nicht weit. Damals wurde im Volksparkstadion nicht gesungen, sondern auf den Knopf der Gasdruck-Fanfare gedrückt. "Möööööööööööööööp!"

Jedenfalls konnte man in Hoffenheim ...Sinsheim ... irgendwo auf Dietmar Hopps Gemarkungen deutlich hören: Bald ist Fußball-Weltmeisterschaft! Die Vuvuzuela brüllt, der Ball rollt, und die Kasse klingelt. Denn wenn wir alle Fußball sind, dann muss auch die TV-Werbung Fußball sein, nur damit niemand vergisst, dass am 11. Juni in Südafrika angepfiffen und angetrötet wird. Und so dauert ein Werbeblock 90 Sekunden, gefühlt aber 90 Minuten. Schon seit Wochen sind die Mattscheiben "schwarz-rot-geil", und es wird kein Ende nehmen.

Ein Nuss-Nougat-Creme-Hersteller wirbt bereits mit den Kickern Mats Hummels, Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Mesut Özil, die keine Angst vor dem "Nutella-Fluch" zu haben scheinen. Schon ihre Vorgänger Kevin Kuranyi, Benjamin Lauth oder Jermaine Jones langten werbewirksam in das Schoko-Glas, spielten aber anschließend in WM- oder EM-Kadern keine (über)gewichtige Rolle. Dafür lässt ein Kreditkarten-Anbieter einen dicken Jungen nach Südafrika laufen und ein Autokonzern das Brandenburger Tor von verkleideten Fan-Statisten (mit Vuvuzuelas) blockieren.

Ungezählte weitere Spots sind schon auf Sendung oder in Vorbereitung, auch die Plattenfirmen von Revolverheld und Co. reiben sich die Reibach-Hände. Und der Fan? Der muss schon "högschde Disziplin" oder eine Elefantenhaut besitzen, um die ganzen von FC-Bayern-Dauerkartenkunden erdachten Werbefanblöcke zu ertragen. Das hat doch alles mit Fuß und Ball so viel zu tun wie ein "easyCredit-Stadion". Immerhin werden wir den Anstoß in Südafrika kaum verpassen.

Übrigens: Nur 13 Prozent der Deutschen wissen, dass die Weltmeisterschaft schon am 7. Mai in der ausverkauften Veltins-Arena beginnt. Im Eishockey. Aber die Schlittschuh-Schränke sehen auch nicht so aus, als würden sie sich von Nuss-Nougat-Creme ernähren.